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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

412<br />

Eine Binnendifferenzierung bzw. eine innere Differenzierung liegt vor, wenn innerhalb eines Klassen-<br />

verbandes zeitlich befristet differenziert wird, zum Beispiel, wenn Schüler in einer Einzelarbeit Aufga-<br />

ben unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades erhalten. Äußere Differenzierung sind alle Maßnahmen,<br />

die zur Bildung solcher Klassenverbände in der Schule führen. 1 Innere Differenzierung obliegt der<br />

Unterrichtsgestaltung der Lehrkraft, die äußere Differenzierung kann sie <strong>–</strong> zum Teil <strong>–</strong> im Rahmen der<br />

Schulentwicklung gestalten. Binnendifferenzierung ist eine Differenzierung im Klassenraum. <strong>Die</strong>se<br />

sei <strong>–</strong> so Pahl (2008) <strong>–</strong> „sehr stark vom Engagement der einzelnen Lehrkraft abhängig“. Das ist auch<br />

kaum verw<strong>und</strong>erlich. <strong>Die</strong> ‚typische’ Lehrkraft hat in einer Klasse 20 bis über 30 Lernende, deren<br />

Vor-Kompetenzen zu diagnostizieren wären, für die individuelle, ‚passende‘ Materialien zu entwickeln<br />

wären <strong>und</strong> für die die individuellen Fortschritte zu erheben <strong>und</strong> zu verwalten wären. „<strong>Die</strong>s ist ein<br />

Aufgabenkomplex, der häufig die Kraft des einzelnen Lehrers übersteigt“ (Bönsch, 2008, S. 155).<br />

Daher stimme ich Bönsch zu, wenn er sagt, dass „die Praktikabilität im Alltag der größte Hemmschuh<br />

für Differenzierungsmaßnahmen im Alltag ist“ (Bönsch, 2008, S. 150). In der Tat lässt sich Differenzierung<br />

plausibel begründen: Es ist unmittelbar einsichtig, dass Menschen <strong>und</strong> damit Lernende<br />

unterschiedlich sind <strong>und</strong> dass Chancen vertan werden, wenn diese Unterschiedlichkeit im Unterricht<br />

nicht berücksichtigt wird. <strong>Die</strong>ser Gedanke ist nicht nur lernpsychologisch sofort einleuchtend, sondern<br />

erscheint gleichzeitig als Ausdruck eines besonders vornehmen pädagogischen Denkens. Und<br />

so ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass eine Fülle theoretischer Konzepte zur Differenzierung vorgelegt<br />

worden sind. 2<br />

<strong>Die</strong> Binnendifferenzierung muss sich <strong>–</strong> ebenso wie die äußere Differenzierung <strong>–</strong> nach spezifischen<br />

Differenzierungskriterien richten. Differenzierungskriterien sind alle Parameter, die auf der individuellen<br />

Ebene im Rahmen der Bedingungsanalyse erhoben werden. <strong>Die</strong>s sind insbesondere die Vor-<br />

Kompetenzen in den verschiedenen Dimensionen sowie der soziale, betriebliche <strong>und</strong> sozial-kulturelle<br />

Hintergr<strong>und</strong> der Lernenden. Typisch für die Binnendifferenzierung ist es, nicht alle Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler einzeln zu betrachten, sondern Gruppen oder Typen zu bilden, beispielsweise die ‚normalen<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler‘ <strong>und</strong> die ‚leistungsfähigen Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler‘. Das ist ein<br />

erster Weg, um die Komplexität der Binnendifferenzierung zu reduzieren. Für diese Gruppen bzw.<br />

Typen werden die Intentionen, das Thema <strong>und</strong> die Methoden, also die Elemente der didaktischen<br />

Struktur mit Ausnahme der Bedingungen, angepasst. Im Extremfall würden über die ganze Zeit für<br />

x verschiedene Gruppen bzw. Typen x verschiedene Zusammenstellungen von Intentionen, Themen<br />

<strong>und</strong> Methoden unterrichtet. <strong>Die</strong>ser Extremfall ist jedoch meist nicht praktikabel, sondern es<br />

werden lediglich einzelne Anpassungen an wenigen Elementen vorgenommen. Anpassung bezieht<br />

sich dabei auf die Quantität, d. h. den Umfang, die Qualität, d. h. der Schwierigkeitsgrad bzw.<br />

das Anforderungsniveau, die Zeit, sowie den Pflicht-Wahl-Status (Heyne, 1993, S. 69). <strong>Die</strong> Abweichung<br />

vom völlig verschiedenen Unterricht für die Gruppen ist ein zweiter Weg, die Komplexität<br />

der Binnendifferenzierung zu reduzieren. <strong>Die</strong> Lehrpläne in beruflichen Schulen berücksichtigen in<br />

Deutschland selten thematisch-intentionale Differenzierung. In Österreich werden hingegen seit<br />

2004 in den Lehrplänen der Handelsakademie (HAK) <strong>und</strong> der Handelsschule (HAS) „Basislehrstoff“<br />

<strong>und</strong> „Erweiterungslehrstoff“ unterschieden.

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