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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

74<br />

Eignungsempfehlung der abgebenden Schule an eine weiterführende Schule zu bringen. <strong>Die</strong> Folge<br />

sind höhere Zahlen von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern, die in Gymnasium <strong>und</strong> /oder Realschule scheitern<br />

<strong>und</strong> in <strong>und</strong> von anderen Schularten aufgefangen werden müssen. Hier kann die <strong>Wirtschaftsschule</strong> ein<br />

willkommenes <strong>und</strong> wertvolles Angebot sein. Warum besteht trotz dieser unzweifelhaft starken Seiten<br />

der Eindruck, dieses besondere Schulangebot müsse auf den Prüfstand gestellt werden?<br />

Nach Einschätzung der bayerischen Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern sorgen folgende Entwicklungen<br />

für Veränderungsdruck bei den <strong>Wirtschaftsschule</strong>n:<br />

• Seit der Einführung der 6-stufigen Realschule ist die <strong>Wirtschaftsschule</strong> die einzige zur Mittleren<br />

Reife führende Schule, die nicht direkt nach der 4. Klasse gewählt werden kann.<br />

• <strong>Die</strong> Möglichkeit, mit dem Mittleren-Reife-Zug der Hauptschule zum mittleren Schulabschluss<br />

zu kommen, sorgt für eine weitere Schmälerung der potentiellen Schülerbasis der <strong>Wirtschaftsschule</strong>.<br />

• <strong>Die</strong> Weiterentwicklung der Hauptschulen zu „Vollsortimentern“ mit berufsorientierendem Profil<br />

<strong>und</strong> der Möglichkeit der Mittleren Reife (M-Zug) sorgt für weitere Konkurrenz.<br />

• Mit dem Wegfall der Berufsfachschulanrechnungsverordnung ist auch die Anrechnungspflicht<br />

gefallen. Der Wirtschaftsschulabschluss wird von den Unternehmen inzwischen als Mittlere<br />

Reife gesehen <strong>und</strong> auch so behandelt. Das bedeutet im Regelfall eine Anrechnung der Vorbildung<br />

auf die Regelausbildungszeit von einem halben Jahr.<br />

• <strong>Die</strong> Wertschätzung für das besondere Kompetenzprofil der Wirtschaftsschüler bei den Unternehmen<br />

ist am Verblassen. In Gesprächen mit Personalverantwortlichen hören die Ausbildungsberaterinnen<br />

<strong>und</strong> -berater zunehmend: „Wir haben Wirtschaftsschulabsolventen gerne<br />

genommen, aber die Realschulabsolventen sind inzwischen ähnlich gut auf die Anforderungen<br />

eines Ausbildungsplatzes vorbereitet. Wir bevorzugen deshalb Wirtschaftsschulabschlüsse<br />

nicht mehr.“<br />

• <strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> setzt stark auf kaufmännisches Rechnungswesen, tut dies aber zulasten<br />

breit angelegter mathematischer Kompetenzen. In der Folge haben Wirtschaftsschüler, die auf<br />

den beruflichen Oberschulen die Hochschulreife erwerben wollen, ein Handicap. Sie können<br />

die dort gestellten Anforderungen nicht erfüllen <strong>und</strong> scheitern überdurchschnittlich häufig in<br />

der Probezeit.<br />

• <strong>Die</strong> Veränderung in den Geschäftsprozessen hat die Inhalte kaufmännischer Tätigkeiten komplexer<br />

werden lassen <strong>und</strong> damit die Qualifizierung für diese Tätigkeiten stark verändert.<br />

<strong>Die</strong> in den letzten drei Gesichtspunkten angedeuteten inhaltlichen Aspekte bedürfen noch einer<br />

genaueren Beleuchtung.<br />

Kaufmännische Steuerung <strong>und</strong> Kontrolle werden in neugeordneten Berufen deutlich stärker mit<br />

der Fähigkeit zur Durchdringung betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge, der Interpretation von<br />

betriebswirtschaftlichen Kennziffern <strong>und</strong> der Vorbereitung von Entscheidungen inhaltlich beschrieben.

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