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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

356<br />

<strong>Die</strong> bisherigen Ausführungen gingen davon aus, dass die Übungsfirmenarbeit aufgr<strong>und</strong> der Rolle<br />

als Alleinstellungsmerkmal aus dem Wahlpflichtfachbereich genommen <strong>und</strong> als Pflichtfach in das<br />

Curriculum der <strong>Wirtschaftsschule</strong> eingebaut wird. Da von Seiten der Vertreter der <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

der enge Kontakt zur Wirtschaft besonders herausgestellt wird (VLB 2011), sollten auch organisatorische<br />

Veränderungen in den Unternehmen auf die Ausbildungsorganisation der <strong>Wirtschaftsschule</strong>n<br />

Auswirkungen haben. Im aktuell gültigen Curriculum herrscht eine deutliche funktionale Gliederung<br />

der kaufmännischen Fächer vor. <strong>Die</strong>se Gliederung entspricht nur noch bedingt der kaufmännischen<br />

<strong>und</strong> betrieblichen Realität. <strong>Die</strong> Orientierung an Geschäftsprozessen (Hammer, Champy, 1994, 49ff.<br />

Gaitanides, 2007, S. 49) hat bei der Neuordnung der kaufmännischen Ausbildungsberufe deutlichen<br />

Einfluss auf die Gestaltung der neuen Lehrpläne genommen (KMK 2002; KMK 2004; KMK 2006). <strong>Die</strong><br />

Erfahrung bei der Einführung der Lernfelder an den Berufsschulen in Bayern könnten genutzt werden,<br />

um die kaufmännischen Fächer in Lernfelder zu überführen <strong>und</strong> diese Lernfelder über Lernsituationen<br />

an die Übungsfirmenarbeit anzudocken.<br />

<strong>Die</strong> Übungsfirmenarbeit wäre in diesem Szenario nicht mehr länger ein Lernort zur praktischen<br />

Anwendung von Theoriewissen sondern kann durch die Einbindung in Lernsituationen auch zur<br />

Generierung von Wissen beitragen. Weiterhin möglich ist die anteilige Integration der Sprachen in<br />

die Übungsfirmenarbeit. Das Schreiben einer geschäftlichen E-Mail oder das Gestalten der Homepage<br />

der Übungsfirma auf Englisch oder in der zweiten Fremdsprache sind nur zwei Beispiele zur<br />

Einbindung der Sprachen in das aufgezeigte Konzept der Übungsfirmenarbeit. Das Umstellen des<br />

Unterrichts auf Lernsituationen ermöglicht auch, dies zeigt deutlich, dass einzelne Teilbereiche der<br />

allgemeinbildenden Fächer über Lernsituationen integriert werden können. <strong>Die</strong> Frage nach einer<br />

Berücksichtigung in der Abschlussprüfung stellt sich in diesem Fall nicht, da die Übungsfirmenarbeit<br />

über die Lernsituationen mit den jeweiligen Lernfeldern gemeinsam zur Vermittlung der theoretischen<br />

<strong>und</strong> praktischen Fähigkeiten beiträgt. Eine Erweiterung der Abschlussprüfung um eine praktische<br />

Prüfung ist in diesem Kontext jedoch denkbar. Da dieses Szenario eine Lehrplanreform antizipiert,<br />

erscheint eine kurzfristige Umsetzung eher unwahrscheinlich. <strong>Die</strong> Erkenntnisse des Modellversuchs<br />

NELE (ISB 2011b) könnten bei der vorausgesetzten Lehrplannovellierung positiv einfließen. <strong>Die</strong> vorgeschlagene<br />

Struktur erleichtert den Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern den Übergang in die Berufsschule<br />

mit lernfeldorientierten Lehrplänen <strong>und</strong> selbstgesteuertem Unterricht. Da die vorgeschlagene neue<br />

Struktur nur für die letzten beiden Schuljahre gilt, ist eine „Überforderung“ der Schüler durch Lernsituationen<br />

oder durch die neue Struktur nicht zu erwarten, da von Schülern mit Hauptschulabschluss<br />

<strong>und</strong> beispielsweise einem Ausbildungsplatz als Verkäufer genau dieses lernfeldorientierte Arbeiten<br />

an Berufsschulen verlangt wird. Um jedoch einem derartigen System zu einem nachhaltigen Start zu<br />

verhelfen, muss für den notwendigen Schulentwicklungsprozess gelten:<br />

Unterrichtsentwicklung: <strong>Die</strong> Auflösung der klassischen Fächer <strong>und</strong> die Hinwendung zu Lernfeldern<br />

bedeuten einen großen Umstellungsaufwand auf Seiten der betroffenen Lehrkräfte. <strong>Die</strong>s bedeutet<br />

nicht nur die Schaffung neuer Unterrichtsmaterialien, sondern auch die Abkehr von bisher gewohntem<br />

Unterrichten hin zu einer noch mehr denn je beratenden <strong>und</strong> unterstützenden Lehrerrolle. Um<br />

die Belastungen hier möglichst gering zu halten, kann von den Erfahrungen der Einführung der neuen<br />

Lehrpläne an Berufsschulen profitiert werden.

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