29.12.2012 Aufrufe

Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

192<br />

Trotz des theoretischen Schlusses, dass die <strong>Wirtschaftsschule</strong> vermehrt auf das duale System<br />

vorbereitet <strong>und</strong> die Realschule hingegen eher auf die FOS oder BOS (Bayerisches Landesamt für<br />

Statistik <strong>und</strong> Datenverarbeitung, 2010, S. 108 ff.), lässt sich in der Praxis anhand eines Interviews mit<br />

der Schulleitung einer großstädtischen <strong>Wirtschaftsschule</strong> feststellen, dass immer mehr Jugendliche<br />

der <strong>Wirtschaftsschule</strong> ebenfalls diese Richtung einschlagen <strong>und</strong> deshalb Mathematik einem Reformbedarf<br />

unterliegt).<br />

Für die Frage nach einer wahrgenommenen Konkurrenzsituation in der Praxis im Anschluss an die<br />

Stärken-Schwächen-Analyse von <strong>Wirtschaftsschule</strong> im Vergleich zur Realschule kann der Schluss<br />

gezogen werden, dass ebenfalls keine eindeutige Konkurrenz feststellbar ist. Je nach Definition<br />

kann hier einerseits eine Konkurrenz im Übergang verzeichnet werden, indem man anführt, dass<br />

es die <strong>Wirtschaftsschule</strong> seit Einführung der sechsstufigen Realschule <strong>und</strong> seit einem Imageverlust<br />

der Hauptschule schwerer hat, Schüler später für sich zu gewinnen. Andererseits ist das Fehlen<br />

einer Wahlmöglichkeit der Schulart <strong>Wirtschaftsschule</strong> nach der vierten Jahrgangsstufe Gr<strong>und</strong>schule<br />

das Merkmal für ein Fehlen einer Konkurrenz. Je nach Betrachtungsweise ergibt sich demnach<br />

lediglich im Sinne dieser Übertrittsproblematik eine Art Konkurrenz, da ansonsten die Ziele <strong>und</strong><br />

die Struktur beider Schulen differieren <strong>und</strong> so, trotz des gemeinsamen Schulabschlussangebotes,<br />

andere Zielgruppen ansprechen, auch wenn sich das Bildungsverhalten der Schüler zunehmend im<br />

Hinblick auf das Besuchen einer weiterführenden Schule wie der Fachoberschule ändert. Je nach<br />

Präferenzen <strong>und</strong> Potenzial der Schüler ergeben sich hier für die Eltern <strong>und</strong> ihre Kinder unterschiedliche<br />

Wege. Sieht man zudem den Beginn der <strong>Wirtschaftsschule</strong> in der siebten Jahrgangsstufe<br />

als Alleinstellungsmerkmal im Bereich der mittleren Schulabschlüsse stehen hier Realschule <strong>und</strong><br />

<strong>Wirtschaftsschule</strong> außer Konkurrenz.<br />

Auch von Seiten der Schulleitungen <strong>und</strong> Lehrkräfte sowie aus externer Sicht, repräsentiert durch<br />

Interviews mit einer Berufsschulleitung sowie einem bedeutenden bayerischen Wirtschaftsverband,<br />

ergibt sich hier aufgr<strong>und</strong> des demographischen Wandels <strong>und</strong> der Mehrgliedrigkeit des bayerischen<br />

Schulsystems vielmehr eine Konkurrenz zwischen allen bestehenden Schularten. <strong>Die</strong>se müssen sich,<br />

wenn es um den Gewinn von Schülern geht, stets behaupten <strong>und</strong> ihre Stärken sowie ihr Profil klar<br />

darlegen. <strong>Die</strong> interviewten <strong>Wirtschaftsschule</strong>n, sowohl ländlich als auch großstädtisch, verzeichnen<br />

im Moment, selbst nach Einführung der sechsstufigen Realschule, keine dramatischen Einschnitte<br />

bezüglich ihrer Schülerzahl. Es wurde hierbei jedoch angemerkt, dass sich durch die frühere Entscheidung<br />

für die Realschule die Schülerklientel der <strong>Wirtschaftsschule</strong> verändert hat. Hingewiesen<br />

werden muss in diesem Zusammenhang allerdings auch auf die veränderte Wahrnehmung der Hauptschule,<br />

die seitens der Eltern zunehmend gemieden wird, jedoch eine gewisse „Zuliefererfunktion“<br />

für die <strong>Wirtschaftsschule</strong> hat. <strong>Die</strong> zweischneidige Rolle der Haupt- beziehungsweise Mittelschule<br />

<strong>und</strong> der Zusammenhang zu dieser Thematik wird im Folgenden näher erläutert <strong>und</strong> erklärt werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!