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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

44<br />

2. Besonderheiten der <strong>Wirtschaftsschule</strong> als Schulart<br />

<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> ist eine Schulart mit einem aktuellen Bildungsauftrag: Sie vermittelt eine allge-<br />

meine Bildung <strong>und</strong> eine berufliche Gr<strong>und</strong>bildung im Berufsfeld Wirtschaft <strong>und</strong> Verwaltung <strong>und</strong> bereitet<br />

auf eine entsprechende berufliche Tätigkeit vor (Art. 14 BayEUG ). <strong>Die</strong>ser doppelte Bildungsauftrag<br />

ist auszutarieren. „Charakteristisch ist insbesondere für die drei- <strong>und</strong> vierstufige <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

die sukzessive Ausbalancierung der allgemeinen <strong>und</strong> beruflichen Bildung nach Jahrgangsstufen“<br />

(Siekaup, 2005, S. 13). <strong>Die</strong>ser doppelte Bildungsauftrag führt immer wieder zu Schwierigkeiten in der<br />

Beurteilung der Schulart. Oft wird der allgemeinbildende Bildungsauftrag reduziert auf den Erwerb<br />

einer Zugangsberechtigung zur schulischen Oberstufe. Einseitig wird eine allgemeinbildende Schule<br />

als Referenzpunkt ausgelegt, so dass ein Vergleich mit einer anderen allgemeinbildenden Schule oft<br />

unzureichend ausfällt. Der berufsbildende Bildungsauftrag wird hingegen auf die beruflich relevanten<br />

Fächer verengt <strong>und</strong> gar das Duale System als Referenzpunkt gesetzt. <strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> hat mit<br />

dieser doppelten Anbindung einen hochaktuellen Auftrag.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> ist eine Schulart, die durch ihre Vielgestaltigkeit eine Schule der Durchlässigkeit<br />

ist <strong>und</strong> für viele Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eine Schule der zweiten Chance wird. Sie stärkt so das<br />

Selbstwertgefühl <strong>und</strong> kämpft gegen die Misserfolgserfahrungen, die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler vor<br />

allem im Gymnasium <strong>und</strong> der Realschule gemacht haben (siehe auch Gottwald in diesem Band). <strong>Die</strong><br />

<strong>Wirtschaftsschule</strong> ist eine Berufsfachschule <strong>und</strong> umfasst in zweistufiger Form die Jahrgangsstufen<br />

10 <strong>und</strong> 11, in dreistufiger Form die Jahrgangsstufen 8 bis 10 <strong>und</strong> in vierstufiger Form die Jahrgangsstufen<br />

7 bis 10. Sie baut in zweistufiger Form auf dem qualifizierenden Hauptschulabschluss, in<br />

dreistufiger Form auf der Jahrgangsstufe 7 <strong>und</strong> in vierstufiger Form auf der Jahrgangsstufe 6 der<br />

Hauptschule auf. Sie verleiht nach bestandener Abschlussprüfung den Wirtschaftsschulabschluss.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> ist damit eine Schule sowohl der Sek<strong>und</strong>arstufe I als auch der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

II. „<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> ist damit als »Berufsfachschule besonderer Art« je nach Schulform sowohl<br />

im Sek<strong>und</strong>arbereich I als auch in II positioniert ein Spezifikum nicht nur in der bayerischen Bildungslandschaft“<br />

(Siekaup, 2005, S. 10). <strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> ist unter diesem Aspekt eine moderne<br />

Schulart.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> hat eine bunte Schülerschaft <strong>und</strong> zeichnet sich durch eine Vielfalt der sozialen<br />

Hintergründe der Lernenden aus. Schulen mit vorwiegend Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern aus der ländlichen<br />

Mittelschicht stehen Schulen mit einem hohen Anteil von „Hartz-IV-Kindern“ (Schulz in diesem<br />

Band) gegenüber. <strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> leistet besondere Beiträge zur Qualifizierung, Integration<br />

<strong>und</strong> Enkulturation von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern mit Migrationshintergr<strong>und</strong>. <strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

ist mit 14 % vor den anderen beruflichen Schulen, der FOS (13,7 %), BOS (11,0 %) <strong>und</strong> der Berufsschule<br />

(13,0 %) die Schulart mit dem höchsten Anteil an Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

im Schuljahr 2007/2008. Der Anteil ist mehr als doppelt so hoch wie in der Realschule<br />

(6,4 %) <strong>und</strong> dem Gymnasium (6,1 %), wenn auch niedriger als in der Hauptschule (20,6 %) (ISB, 2009,<br />

S. 45). <strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einer aktuellen, wichtigen<br />

gesellschaftlichen Aufgabe (siehe auch Kimmelmann in diesem Band).

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