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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

204<br />

Leistungsbereitschaft vorhanden sind, spiegeln sie sich nur bedingt in Schulnoten wider, was dazu<br />

führt, dass ausländische Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler überdurchschnittlich häufig an Volksschulen<br />

verbleiben. Erst wenn ihre Deutschkompetenzen ausreichend entwickelt sind, wechseln sie an<br />

weiterführende Schulformen. <strong>Wirtschaftsschule</strong>n bieten Lernenden flexible Einstiegsmöglichkeiten<br />

auch zu späteren Zeitpunkten <strong>und</strong> nehmen somit den Realschulen <strong>und</strong> Gymnasien gegenüber eine<br />

integrative Funktion <strong>und</strong> eine bedeutende Rolle in der Gewährleistung der Chancengleichheit ein.<br />

Um ein differenzierteres Bild von der ethnisch-kulturellen Diversität der eigenen Schülerklientel zu<br />

gewinnen, können <strong>Wirtschaftsschule</strong>n in Umfragen Daten wie Geburtsort, Muttersprache, Erfahrung<br />

mit Schulen im Ausland, etc. erheben (Wilbers, 2009a, S. 16). Darüber hinaus kann die Teilnahme am<br />

Religions- oder Ethikunterricht Rückschlüsse auf die kulturelle Zusammensetzung der Schülerschaft<br />

geben. Bayernweit ist die Zahl römisch-katholischer <strong>und</strong> evangelischer Wirtschaftsschüler seit dem<br />

Schuljahr 2002/03 stetig gesunken, während der Anteil islamischer Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler von<br />

4,2 % auf 9,3 % in 2009/10 stieg. Im selben Zeitraum nahm die Zahl der Lernenden, die den Ethikunterricht<br />

besuchten, da an ihrer Schule kein Religionsunterricht ihres Bekenntnisses stattfand, von<br />

1410 auf 2914 zu (LfStad, 2010, S. 26 f). Bezogen auf die individuelle Berücksichtigung aller Lerner,<br />

muss in diesem Zusammenhang hinterfragt werden, ob, bei einem so großen Anteil Jugendlicher<br />

mit islamischer Konfession, deren Bedürfnisse mit dem Angebot eines Ethikunterrichts genügend<br />

Beachtung finden. Je nach Standort einer <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>und</strong> der dort vorliegenden Verteilung<br />

von Konfessionen, wäre ein erweitertes Angebot an islamischem Religionsunterricht sicherlich<br />

attraktiv.<br />

In mehreren Interviews wurde auch die Heterogenität der Schülerschaft hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit<br />

zu verschiedenen „sozialen Schichten“ erwähnt. <strong>Die</strong>se haben zwar keinen direkten Effekt auf<br />

die Lernleistungen von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern (Wilbers, 2009a, S. 15), können aber die Auswahl<br />

geeigneter Differenzierungsansätze für eine <strong>Wirtschaftsschule</strong> einschränken. Will die Schulleitung<br />

beispielsweise ein Tutorenmodell durch finanzielle Anreize fördern, so kann dies bei einer vorwiegend<br />

„ländlich geprägten Mittelschicht“ die Verbindlichkeit für Zahlende <strong>und</strong> Empfänger zwar erhöhen,<br />

an einer <strong>Wirtschaftsschule</strong> mit vielen „Hartz-IV-Kindern“ die Teilnahme an einem solchen Angebot<br />

jedoch reduzieren.<br />

2.4 Methodisches Vorgehen: Woher die Ergebnisse stammen<br />

<strong>Die</strong> beschriebene Abbildung der Schülerschaft an <strong>Wirtschaftsschule</strong>n stellt eine Zusammenfassung<br />

des ersten Teils der zugr<strong>und</strong>eliegenden Forschungsarbeit dar, der sich mit der Frage auseinandersetzt,<br />

wie sich Heterogenität an bayerischen <strong>Wirtschaftsschule</strong>n ausdrückt. Darüber hinaus soll bei<br />

der Themenstellung „<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> als Gelenkstelle unterschiedlicher Bildungswege“ herausgef<strong>und</strong>en<br />

werden, mit welchen Modellen <strong>und</strong> Ansätzen <strong>Wirtschaftsschule</strong>n auf ihre heterogene<br />

Schülerklientel reagieren können.<br />

Für die Gewinnung von Daten wurde die Forschungsmethode „Gro<strong>und</strong>ed Theory“ herangezogen, bei<br />

der eine Verknüpfung verschiedener Datenerhebungsmethoden <strong>und</strong> Datenmaterialien zum Einsatz<br />

kommt. <strong>Die</strong> Theorie basiert bzw. „is gro<strong>und</strong>ed“ auf Daten, die durch qualitative Datengewinnung<br />

erhoben wurden (Lodico, Spaulding & Voegtle, 2006, S. 16). Konkret bedeutet das für diese Arbeit,

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