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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

148<br />

Für die vier- <strong>und</strong> dreistufige <strong>Wirtschaftsschule</strong> bedeutete dies insgesamt einen verschärften Leis-<br />

tungswettbewerb unter ungleichen Rahmenbedingungen. <strong>Die</strong> Weiterentwicklung der Wirtschafts-<br />

schule wurde <strong>und</strong> wird nicht in gleichem Maße wie die der Realschule <strong>und</strong> der Hauptschule gefördert.<br />

Sie unterliegt seither vielmehr nachteiligen Einschränkungen <strong>und</strong> Reglementierungen.<br />

Erschwert wurde die Lage der <strong>Wirtschaftsschule</strong> zusätzlich mit der endgültigen Einführung der<br />

sechsstufigen Realschule durch gesetzliche <strong>und</strong> administrative Maßnahmen, die eine Ausweitung<br />

der <strong>Wirtschaftsschule</strong> verhindern sollen. Konkret bedeutete das die Begrenzung der Zahl der Eingangsklassen<br />

der staatlichen <strong>Wirtschaftsschule</strong>n seit dem Schuljahr 1999/2000 zum Stand des<br />

Vorjahres (Deckelungsregelung) <strong>und</strong> die Kürzung der Lehrpersonal- bzw. Betriebszuschüsse im Fall<br />

von Neugründungen kommunaler bzw. privater <strong>Wirtschaftsschule</strong>n (Siekaup S. 52).<br />

Begründet wurden diese Maßnahmen u. a. damit, dass die vier- <strong>und</strong> dreistufige <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

die Rolle der vierstufigen Realschule übernehmen könnte <strong>und</strong> es damit zu einer unverhältnismäßigen<br />

Schwächung der Hauptschule kommt. Betrachtet man die Übertrittsquoten an das Gymnasium <strong>und</strong><br />

an die Realschule nach der Gr<strong>und</strong>schule, wird schnell klar, dass die Schwächung der Hauptschule<br />

zu diesem Zeitpunkt erfolgt <strong>und</strong> nicht nach der Jahrgangsstufe sechs. Eine weitere Begründung für<br />

das Einfrieren der <strong>Wirtschaftsschule</strong> auf den Status Quo war der Hinweis, dass die Versorgung der<br />

<strong>Wirtschaftsschule</strong>n mit Lehrkräften auf Haushalts- <strong>und</strong> Planungsgrenzen stoßen würde. Eine schwer<br />

nachvollziehbare Begründung, wenn man die gleichzeitig vorgenommene rasante Ausweitung der<br />

Realschule betrachtet.<br />

Ein wesentlicher Kritikpunkt an dem Vorgehen ist jedoch der, dass es elementaren bildungspolitischen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen widerspricht: der Gleichbehandlung der Schularten, der Gleichwertigkeit von<br />

allgemeinen <strong>und</strong> beruflichen Bildungsgängen, der Durchlässigkeit der Bildungswege, der Einhaltung<br />

fairer Wettbewerbsbedingungen sowie der Wahrung des Elternwillens im Hinblick auf Schullaufbahnent-<br />

scheidungen <strong>und</strong> die Wahrung der Chancengerechtigkeit von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern.<br />

2. Situation heute<br />

<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> führt im Sek<strong>und</strong>arbereich I zu einem mittleren Schulabschluss. Sie vereint<br />

in ihrem Unterricht allgemein bildende <strong>und</strong> berufliche Inhalte. Dabei stehen die allgemeine <strong>und</strong> die<br />

berufliche Bildung gleichwertig nebeneinander. <strong>Die</strong> Zugehörigkeit zum Sek<strong>und</strong>arbereich I ist nicht<br />

<strong>–</strong> wie häufig fälschlicherweise vorgetragen <strong>–</strong> gekennzeichnet durch den Nachweis als allgemeinbildende<br />

Schulart, sondern durch die Vermittlung einer verbindlichen gemeinsamen allgemeinen<br />

Gr<strong>und</strong>bildung, was eine zusätzliche berufliche Gr<strong>und</strong>bildung keineswegs ausschließt (Strukturplan<br />

für das Bildungswesen 1970, Deutscher Bildungsrat).<br />

Ein Vergleich der Zeitanteile der entsprechenden Unterrichtsfächer <strong>und</strong> die hohe Vernetzung ihrer<br />

allgemeinen <strong>und</strong> beruflichen Inhalte zeigen, dass die <strong>Wirtschaftsschule</strong> dem Aspekt der Gleichwertigkeit<br />

von beruflicher <strong>und</strong> allgemeiner Bildung deutlich Rechnung trägt.

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