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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

202<br />

willkommene „Leistungsträger“ <strong>und</strong> „Zugpferde“, die bewusst für Tutorenaufgaben eingesetzt<br />

werden. Schreibt man die Entwicklungen der vergangenen Jahre fort, so wird der Anteil der Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler von Hauptschulen zugunsten derer anderer Schulformen zurückgehen. Eine<br />

Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Umgang der <strong>Wirtschaftsschule</strong>n mit Lernenden aus<br />

unterschiedlichen Vorgängerschulen ist daher unvermeidbar.<br />

2.2 Bildungswege nach Verlassen der <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

Soll die „<strong>Wirtschaftsschule</strong> als Gelenkstelle“ auch den vielfältigen zukünftigen Bedürfnissen ihrer<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler gerecht werden, so genügt es nicht zu fragen, „Wo wollen die Schüler hin?“<br />

<strong>Die</strong> Frage lautet vielmehr: „Wo gehen die Schüler hin?“ Nur wenn die bayerische <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

ihre Lerner bestmöglich auf ihre späteren, tatsächlich eingeschlagenen Bildungswege vorbereitet, ist<br />

sie eine erfolgreiche Schulform. <strong>Die</strong> statistischen Daten zum Verbleib der Wirtschaftsschüler können<br />

im Gegensatz zu den Herkunftszahlen nicht exakt erhoben werden. Setzt man die Wirtschaftsschulabgänger<br />

<strong>und</strong> -absolventen eines Schuljahres in Bezug zu den Zugangsstatistiken anschließender<br />

Schultypen des Folgejahres, so lassen sich bayernweit folgende Entwicklungen erkennen:<br />

R<strong>und</strong> 60 % aller Wirtschaftsschulabgänger des Schuljahrs 2009/10 besuchten 2010/11 eine Berufsschule.<br />

Durchschnittlich absolvieren 73 % der Berufsschüler mit Vorbildung <strong>Wirtschaftsschule</strong> eine<br />

Ausbildung im Berufsfeld Wirtschaft (LfStad, 2010, S. 78). <strong>Die</strong>se Entwicklung ist jedoch leicht rückgängig<br />

zugunsten der Ausbildungsrichtungen Gestaltung, Sozialwesen <strong>und</strong> Technik. Bezogen auf die<br />

Heterogenität der Berufsziele von Wirtschaftsschülern bedeutet dies, dass trotz der starken Betonung<br />

einer kaufmännisch-verwaltenden Unterrichtsausrichtung, nicht einmal jeder zweite Jugendliche der<br />

letzten Jahrgangsstufe der <strong>Wirtschaftsschule</strong> eine Ausbildung im Berufsfeld Wirtschaft anstrebt.<br />

Gegenüber dem Vergleichsjahr 2004/05 verzeichnete die FOS im Schuljahr 2010/11 einen deutlichen<br />

Anstieg an Lernenden, die im Vorjahr eine <strong>Wirtschaftsschule</strong> besucht <strong>und</strong> diese mit mittlerem<br />

Schulabschluss verlassen hatten. Innerhalb von sieben Jahren ist der Anteil der Wirtschaftsschulabsolventen,<br />

die ihre Schullaufbahn an der FOS weiterführen, von 16 % auf 22 % gestiegen (StMUK,<br />

2011). Schreibt man diesen Trend fort, so wird in zehn Jahren etwa jeder dritte Wirtschaftsschulabsolvent<br />

in eine FOS einmünden. Demnach rückt die historisch traditionell gewachsene Ausrichtung<br />

der ehemaligen Handelsschulen auf kaufmännische <strong>und</strong> verwaltende Tätigkeiten zukünftig weiter<br />

in den Hintergr<strong>und</strong>. Demgegenüber werden Umfang <strong>und</strong> Qualität der Vorbereitung auf berufliche<br />

Oberschulen über die Attraktivität <strong>und</strong> den Erfolg der <strong>Wirtschaftsschule</strong>n aus Schüler- <strong>und</strong> Elternsicht<br />

entscheiden. Der „Run“ der Lerner auf angebotene FOS-Vorbereitungskurse sei schon heute<br />

ein klares Signal für diese Entwicklung, wie mehrere Interviewpartner bestätigten. Will die <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

nicht nur Zulieferer für nachgelagerte Bildungs- <strong>und</strong> Berufswege sein, sondern ihre<br />

Lernenden in einem längerfristigen Kontext betrachten, so gewinnen allgemeinbildende Inhalte, wie<br />

mathematische Kompetenzen <strong>und</strong> Sprachunterrichte, immer mehr an Bedeutung. Deren Förderung<br />

erleichtert Übergänge in neue Ausbildungsrichtungen oder fortführende Bildungseinrichtungen <strong>und</strong><br />

erhöht dadurch die Durchlässigkeit des gesamten Bildungssystems.

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