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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven einer bayerischen Schulart 170
Die Wirtschaftsschule aus Sicht der FDP Die Wirtschaftsschule aus Sicht der FDP Ralf Neugschwender „Bildung geschieht durch Selbstthätigkeit und zweckt auf Selbstthätigkeit ab“, stellte der Philosoph Johann Gottlieb Fichte (1844, S. 56) bereits 1793 in seinem „Beitrag zur Berichtigung der Urtheile des Publikums über die französische Revolution“ fest. Fichte hatte sicher nicht die bayerische Wirtschaftsschule im Blick, dennoch passt seine Aussage genau auf das Bildungsangebot, das diese Schulart zur Verfügung stellt. Eine umfassende Allgemeinbildung mit einer praxisnahen kaufmännischen Grundbildung legt an den Wirtschaftsschulen die Basis, um beruflichen Erfolg im Bereich der Wirtschaft und Verwaltung zu erlangen. Nicht ohne Grund ist die Wirtschaftsschule die einzige berufliche Schule in Deutschland, die in der Sekundarstufe I angesiedelt ist. Die FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag legt besonderen Wert auf die ökonomische Bildung im gesamten Schulsystem. Die Deutsche Gesellschaft für ökonomische Bildung definiert als wesentliche Ziele: „Ökonomische Bildung soll Menschen zu einem mündigen Urteil, zur Selbstbestimmung und zur verantwortlichen Mitgestaltung befähigen“ (2005, S.6). Da die Wirtschaftsschule diesen Zielen in besonderem Maße Rechnung trägt, ist es naheliegend, dass wir diese Schulart sehr schätzen. Schließlich entspricht es liberaler Grundhaltung, dass jede Schülerin und jeder Schüler nach seiner Schulzeit befähigt sein muss, über eine gute „Selbsttätigkeit“ – wie es Fichte beschreibt – zu verfügen. Ziel ist es, über eine gute schulische Bildung die Freiheit zur Verantwortung zu erlangen. Die Wirtschaftsschule bietet hierfür ein hervorragendes Angebot, das von den bayerischen Unternehmen hoch geschätzt wird. Die Ursprünge der Schulart liegen im bayerischen Handelsschulwesen und die ersten Schulgründungen fallen bereits ins 19. Jahrhundert. Derzeit gibt es über 70 Wirtschaftsschulen in Bayern, die von rund 24.500 Schülerinnen und Schülern besucht werden. Ein Großteil der Schulen wird dabei in privater Trägerschaft geführt (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus/Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, 2011, S. 58 ff.). Der projektbezogene und fächerübergreifende Unterricht sowie der enge Kontakt zu den Firmen vor Ort bieten die Voraussetzung dafür, frühzeitig einen Einblick in die Praxis zu gewinnen. In diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben ist das Fach „Übungsfirmenarbeit“ an der Wirtschaftsschule. Im Unterricht etablieren und betreiben Schülerinnen und Schüler ein simuliertes Unternehmen, das die reale Geschäftswelt widerspiegelt. Theoretische Fähigkeiten und Fertigkeiten werden somit im Rahmen der „Übungsfirma“ praxisnah angewendet. Grundlegende Strukturen von kaufmännischen Zusammenhängen werden bereits in der Schule sowohl transparent als auch vernetzt. Die Kommunikations- und die Kooperationsfähigkeit wird ebenfalls eingeübt. Aus den genannten Gründen ist es auch nicht verwunderlich, dass besonders die Auszubildenden in den Freien Berufen mit einem bedeutenden Anteil Wirtschaftsschulabsolventen sind. Auch haben die Wirtschaftsschulabsolventen eine sehr günstige Vermittlerquote ins duale Schulsystem. 171
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