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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

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niedrige Aufstiegschancen bieten oder mit der Gefahr von hohen Abbruchquoten verb<strong>und</strong>en sind, da<br />

die MitarbeiterInnen nicht ausreichend gefördert werden (Boos-Nünning, 2006, S. 6; Quante-Brandt,<br />

2009).<br />

<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> kann hier aufgr<strong>und</strong> ihrer besonderen Bindegliedfunktion zwischen allgemeinbildendem<br />

<strong>und</strong> berufsbildendem Schulwesen auf verschiedenen Wegen zur Verbesserung dieser<br />

Situation beitragen:<br />

Durch die Vergabe des mittleren Schulabschlusses werden die Zugangschancen der SchülerInnen<br />

in den Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmarkt als erstes formal erhöht. Diskriminierende <strong>und</strong> selektierende<br />

Mechanismen des allgemeinen Bildungssystems können damit über den Weg der <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

wieder ausgeglichen werden. So erhalten laut Studien SchülerInnen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> trotz<br />

entsprechender Vorleistungen häufig keine Übergangsempfehlung für das Gymnasium, sondern<br />

werden an die Hauptschulen verwiesen, wo sie in Folge dessen überrepräsentiert sind (Konsortium<br />

Bildungsberichterstattung, 2006, S. 145 ff. <strong>und</strong> S. 304). Der Wechsel auf die <strong>Wirtschaftsschule</strong> kann<br />

diese einmal frühzeitig getroffene Schullaufbahnentscheidung positiv korrigieren.<br />

Der erfolgreiche Abschluss der <strong>Wirtschaftsschule</strong> ermöglicht sogar, den eigenen Bildungslevel auf<br />

schulischem <strong>und</strong> praktischem Wege vielfältig weiter auszubauen. Damit verb<strong>und</strong>en können auch<br />

eine größere Bandbreite von Berufen für die eigene spätere Tätigkeit gewählt werden. Vorhandene<br />

Defizite fachlicher, sprachlicher oder sozialer Natur können hierzu in den vielen allgemeinbildenden<br />

Fächern durch die Jahrgangsstufen noch ausgeglichen werden. Zugleich erwerben die SchülerInnen<br />

eine berufliche Gr<strong>und</strong>bildung, die sie gegenüber Absolventen anderer allgemeinbildenden Schulen<br />

abhebt <strong>und</strong> sogar als erstes Ausbildungsjahr anerkannt werden kann.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> bereitet nach ihrem Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungsauftrag schwerpunktmäßig auf<br />

eine Ausbildung im Bereich Wirtschaft <strong>und</strong> Verwaltung vor, sieht sich aber auch als Wegbereiter<br />

für technische, handwerkliche <strong>und</strong> soziale Berufe (Staatsinstitut für Schulqualität <strong>und</strong> Bildungsforschung,<br />

1992, S. 4). Im Verlauf der <strong>Wirtschaftsschule</strong> vollziehen sich also trotz des Fokus auf<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> wirtschaftsnahe berufsbildende Fächer zentrale Berufswahlprozesse auf Seiten der<br />

Lernenden. Aspirationen, die aufgr<strong>und</strong> des familiären <strong>und</strong> sozio-kulturellen Hintergr<strong>und</strong>es dem eigenen<br />

Bildungserfolg im Wege stehen könnten, erfahren hier die Möglichkeit einer Korrektur durch die<br />

objektive Feststellung <strong>und</strong> Förderung von Kompetenzen der SchülerInnen. <strong>Die</strong> praktischen Übungen<br />

innerhalb der <strong>Wirtschaftsschule</strong> geben den Lernenden daneben die Möglichkeit, sich jenseits von<br />

traditionellen Berufsvorstellungen auszuprobieren <strong>und</strong> weiterzuentwickeln. Damit können (kulturell)<br />

einschränkende Berufswahlprozesse aufgebrochen <strong>und</strong> verhindert werden, dass die SchülerInnen<br />

mit Blick auf ihre berufliche Tätigkeit selbst negativ selektieren.<br />

<strong>Die</strong> Einbindung der praxisorientierten beruflichen Gr<strong>und</strong>bildung ermöglicht jedoch auch, dass bislang<br />

unerkannte Potenziale der Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> bei direktem<br />

Bezug zu einer späteren beruflichen Tätigkeit stärker in den Vordergr<strong>und</strong> gerückt werden. Faktoren<br />

wie kulturelles Wissen oder Mehrsprachigkeit werden von Seiten der Personalverantwortlichen in<br />

Unternehmen bislang kaum im Übergang Schule-Beruf gesehen. <strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> kann hier

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