Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven einer bayerischen Schulart 80 2. Der Wirtschaftsbereich Handwerk – Herausforderungen und Perspektiven Mit 194.260 Betrieben, 89,8 Mrd. Euro Gesamtumsatz, 851.000 Beschäftigten und 81.852 Lehr- lingen stellt das Handwerk in Bayern einen bedeutenden Wirtschaftsbereich dar. Das Handwerk erwirtschaftet durchschnittlich 9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und beschäftigt circa 13 Prozent aller Erwerbstätigen. Zudem absolvieren etwa 32 Prozent aller bayerischen Auszubildenden ihre Ausbildung im Handwerk (Bayerischer Handwerkstag [BHT], 2011, S. 6). Gesellschaftliche und technische Entwicklungen wie beispielsweise die Energiewende oder die aufkommende Elektromobilität bieten günstige Marktbedingungen für Handwerksbetriebe. Die Chancen, die sich aus diesen Entwicklungen für das Handwerk ergeben, können aber nur genutzt werden, wenn eine Reihe von Herausforderungen gemeistert wird: Das bayerische Handwerk wird mit einer durchschnittlichen Beschäftigtenzahl von 4,4 Beschäftigten (BHT, 2011, S. 6) von kleinen und mittleren Betrieben dominiert. Diese Betriebe sehen sich in besonderer Weise mit dem demografischen Wandel, der Überalterung der Bevölkerung und einem Mangel an Fachkräften konfrontiert (Buschfeld, Dilger, Hess, Schmidt und Voss, 2011, S. 38). So gestaltet sich die Suche nach geeigneten Nachfolgern aus der Sicht der Betriebsinhaber oft als äußerst schwierig. Nach einer Schätzung des Instituts für Mittelstandsforschung stehen bundesweit rund 70.000 Familienbetriebe mit insgesamt etwa 700.000 Beschäftigten vor der Aufgabe, die Nachfolge im Eigentum oder in der Leitung sicherzustellen (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, 2007, S. 38 f.). Handwerksbetriebe sind hiervon besonders betroffen. So gaben bei einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (2002, S. 17) 19,6 Prozent der befragten Betriebsinhaber an, keinen geeigneten Betriebsnachfolger finden zu können. Der Mangel an Fachkräften stellt im Handwerk bereits seit einigen Jahren ein Problem dar (Zentralverband des Deutschen Handwerks [ZDH], 2006, S. 1). Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise und der daraus resultierenden schlechten Auftragslage in einigen Handwerksbereichen wurde dieses Thema lediglich kurzfristig aus der Wahrnehmung verdrängt. Mittlerweile spüren viele Handwerksbetriebe bereits die Folgen des demografischen Wandels, der in Kombination mit dem gesamtwirtschaftlichen Aufschwung eine erhöhte Konkurrenz um Fachkräfte zur Folge hat. Bei einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (2011, S. 4) gaben 41 Prozent der befragten Betriebe an, seit dem letzten Jahr einen erhöhten Aufwand bei der Personalsuche betreiben zu müssen. 26,8 Prozent der Befragten konnten trotz Bemühungen kein geeignetes Personal finden. Für nur 32,2 Prozent stellte die Personalsuche kein Problem dar. Dass der Fachkräftemangel im Handwerk zunehmend an Bedeutung gewinnt, belegt auch eine von der Handwerkskammer für Mittelfranken in Auftrag gegebene Umfrage (Schnabel und List, 2011, S. 6-9). Rund 39 Prozent der teilnehmenden Betriebe stellen bereits derzeit in ihrem Betrieb einen Fachkräftemangel fest. In den nächsten drei Jahren erwarten 56 Prozent der Befragten in ihrem Betrieb einen Fachkräftemangel und über 89 Prozent gehen von einer Zunahme der Bedeutung des Fachkräftemangels im Handwerk aus. Bereits heute gibt ein beträchtlicher Teil der Betriebe einen zunehmenden Arbeitskräftebedarf – vor allem auf der Qualifikationsebene Facharbeiter/Geselle – an.
Die Wirtschaftsschule aus Sicht der Handwerkskammer Tab. 1: Bedarf an Arbeitskräften im Betrieb in den nächsten Jahren (Quelle: Schnabel und List, 2011, S. 7) Hinsichtlich des Qualifizierungsbedarfs ihrer Mitarbeiter erachten die befragten Betriebe die Bereiche technische Fachkenntnisse, Kommunikations- und Teamfähigkeit sowie Arbeitsorganisation als sehr wichtig. Kaufmännische Fachkenntnisse und EDV-/Internetkenntnisse werden als wichtig eingestuft, weniger wichtig erscheinen den befragten Betrieben Fremdsprachenkenntnisse. Technische Fachkenntnisse Kaufmännische Fachkenntnisse Arbeitsorganisation EDV/Internet Fremdsprachen Kommunikations-/Teamfähigkeit Abb. 1: Qualifizierungsbedarf der Mitarbeiter in den befragten Betrieben (Quelle: Schnabel und List, 2011, S. 7) 81
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