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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

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jede Schülerin <strong>und</strong> jeder Schüler das Beste aus sich machen. Davon profitieren letztendlich alle.<br />

<strong>Die</strong> Einführung einer Gemeinschaftsschule bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass alle anderen<br />

Schularten abgeschafft werden. Soweit Bedarf besteht <strong>und</strong> solange es von den Eltern gewünscht<br />

wird, bestehen alle Schularten nebeneinander. Das heißt für die <strong>Wirtschaftsschule</strong>: Solange die<br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Praxiskompetenz der <strong>Wirtschaftsschule</strong> überzeugt, wird es sie geben. Allerdings<br />

darf trotz der Profilierung dieser Schulart nicht darüber hinweg gesehen werden, dass das derzeitige<br />

bayerische Schulsystem vor riesigen Herausforderungen steht, die nach heutiger Sicht nur unzureichend<br />

angegangen werden.<br />

1. <strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> musste schon viel kämpfen.<br />

Mit der Einführung der sechsstufigen Realschule Ende der 90er Jahre in Bayern <strong>und</strong> der damit einhergehenden<br />

viel zu frühen Selektion der Kinder nach der vierten Klasse, wurde die <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

für viele Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eine echte Alternative zur Erreichung eines mittleren Bildungsabschlusses.<br />

Oder anders ausgedrückt: Sie wurde für viele der Ausweg einer ansonsten stattfindenden<br />

frühen Selektion nach der 4. Klasse, was sich an den Zuwächsen bei den Schülerzahlen deutlich<br />

bemerkbar machte. Mit über 25 000 Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern ist die <strong>Wirtschaftsschule</strong> in Bayern<br />

heute zu einer wichtigen Schulart (neben Hauptschule, Realschule <strong>und</strong> Gymnasium) geworden. <strong>Die</strong><br />

vielen Einstiegsmöglichkeiten machen sie attraktiv: Neben der vierstufigen <strong>Wirtschaftsschule</strong> ab<br />

der 7. Klasse, gibt es die dreistufige im Anschluss an die Jahrgangsstufe 7 <strong>und</strong> die zweistufige Form<br />

nach der Jahrgangsstufe 9 der Hauptschule. Sie wird vor allem von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern mit<br />

einem qualifizierenden Hauptschulabschluss genutzt. Dass die <strong>Wirtschaftsschule</strong> hier für Befähigte<br />

einen „Rettungsanker“ bietet, ist aus heutiger Sicht sehr zu begrüßen. <strong>Die</strong>ser Zuwachs war von<br />

Seiten der Staatsregierung nicht unbedingt gern gesehen, denn die <strong>Wirtschaftsschule</strong> wurde damit<br />

zur Konkurrentin der Hauptschule. 1999 hat die Bayerische Kultusbürokratie der <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

deshalb erstmals eine Deckelung ihrer Eingangsklassen auferlegt. <strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> in Bayern<br />

durfte nicht mehr wachsen, vor allem, um die Hauptschule nicht zu gefährden. <strong>Die</strong>se Deckelung ist<br />

bis heute noch nicht aufgehoben.<br />

2. Jetzt soll die <strong>Wirtschaftsschule</strong> wieder die Hauptschule retten.<br />

Durch den drastischen Geburtenrückgang <strong>und</strong> das geänderte Übertrittsverhalten der Eltern <strong>und</strong> dem<br />

damit einhergehenden Schülerschw<strong>und</strong> in den vergangenen Jahren, steht die Haupt- <strong>–</strong> oder wie sie<br />

jetzt genannt wird <strong>–</strong> Mittelschule in vielen Kommunen wieder vor dem Aus. Weil man die Hauptschule<br />

retten will, soll jetzt die <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> so die Idee des Kultusministeriums <strong>–</strong> die Hauptschule<br />

etwas aufpeppen, in dem diese beiden Schulen kooperieren. Der <strong>Wirtschaftsschule</strong> versucht man<br />

diese Kooperation schmackhaft zu machen, indem man ihr prophezeit: „Wenn die Hauptschule stirbt,<br />

stirbt auch die <strong>Wirtschaftsschule</strong>.“

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