29.12.2012 Aufrufe

Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

40<br />

<strong>Die</strong> heutige Vorstellung nimmt dabei Gedankengut auf, das schon in den 60er Jahren gr<strong>und</strong>gelegt<br />

wurde (Heidenreich, 2003): Kennzeichnend für diese Vorstellungen sind eine Zunahme staatlicher<br />

<strong>und</strong> privater Forschungsaktivitäten, die Expansion des <strong>Die</strong>nstleistungssektors <strong>und</strong> der wissensbasierten<br />

Wirtschaftsaktivitäten sowie eine Berufsstruktur, die durch professionalisierte, akademisch<br />

qualifizierte Wissensarbeiter gekennzeichnet ist. Dabei kommt es nicht auf das Wissen bzw. die<br />

Wissenschaft selbst an. „Der besondere Stellenwert des wissenschaftlichen <strong>und</strong> technischen<br />

Wissens in der modernen Gesellschaft ergibt sich nicht aus der Tatsache, dass wissenschaftliche<br />

Erkenntnis weitgehend als wahrhaftig objektiv realitätskonform gar als unstrittige Instanz anzusehen<br />

wäre, sondern daraus, dass diese Wissensform mehr als jede andere permanent neue Handlungsmöglichkeiten<br />

schafft“ (Stehr, 2001, S. 9). Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist damit zu rechnen, dass die<br />

Wissensanteile von Produkten steigen <strong>und</strong> damit auch die Anforderungen an Kompetenzen bei der<br />

Produktion <strong>und</strong> Nutzung dieser Produkte. Für die Zukunft wird dabei auf die Konvergenz von Wissensfeldern<br />

hingewiesen, insbesondere das Zusammenspiel von Nano, Bio, Info, Cognition (‚NBIC‘).<br />

Der Übergang zur Wissensgesellschaft wird durch eine zunehmende Ausbreitung von Informations<strong>und</strong><br />

Kommunikationstechnologien im Beruf <strong>und</strong> im Privaten unterstützt (‚Informatisierung‘). Durch die<br />

Ausbreitung von Informationen im Alltag kommt eine ‚Net-Generation‘ in die Schule, die als digitale<br />

Eingeborene (‚digital natives‘) groß geworden ist (Oblinger, 2005).<br />

<strong>Die</strong> Informatisierung steht in einem engen Zusammenhang mit der Prozessorientierung (Pongratz,<br />

Tramm & Wilbers, 2010; Wilbers, 2010). Ein Prozess ist eine „Folge von Aktivitäten …, deren Ergebnis<br />

eine Leistung für einen externen oder internen K<strong>und</strong>en darstellt“ (Feldmayer & Seidenschwarz, 2005,<br />

S. 12). Ein Beispiel für einen Prozess nach diesem Verständnis ist der Prozess der Auftragsabwicklung,<br />

der mit dem Akquirieren von Aufträgen beginnt <strong>und</strong> mit der Produktauslieferung endet (Laudon,<br />

Laudon & Schoder, 2006, S. 97). Viele Prozesse übergreifen die klassischen betriebswirtschaftlichen<br />

Funktionen, die heute vielfach noch den Aufbau von Lehrbüchern <strong>und</strong> auch <strong>–</strong> außerhalb der<br />

Berufsschule <strong>–</strong> die Fächer- bzw. Lehrplanstruktur bestimmen. So betreffen das Akquirieren von<br />

Aufträgen <strong>und</strong> die anschließende Bestellung den Vertrieb, die dann folgende Bonitätsprüfung <strong>und</strong><br />

die Bestätigung gehören zur Buchführung, während die folgende Produktfertigung die Fertigung <strong>und</strong><br />

Produktion betrifft. Eine Integration ist notwendig für die funktionsübergreifenden Prozesse sowie<br />

für moderne Formen der Unternehmensorganisation, die zu einer stärkeren Integration von K<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Lieferanten führt. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> hat sich integrierte Unternehmenssoftware entwickelt.<br />

Sie tragen mit „ERP-Systemen“ von „Enterprise Resource Planning“ einen eher in die Irre führenden<br />

Namen. Derartige ERP-Systeme unterstützen die wichtigsten Prozesse eines Unternehmens, sind<br />

integriert <strong>und</strong> unterstützen die Auflösung von Unternehmensgrenzen (Laudon et al., 2006, S. 99). Ein<br />

typisches Beispiel für ein ERP-System ist das Produkt SAP R/3 von SAP sowie Microsoft Navision.<br />

In der schulischen Adaption der Prozessorientierung (Wilbers, 2010) besteht die Gefahr, Routinen<br />

<strong>und</strong> Prozesse zu verwechseln. Der Unterschied ist folgenreich <strong>und</strong> wird von Gaitanides (2010) ausgearbeitet:<br />

Traditionelle Routinen stellen demgemäß auf gleichförmige Handlungswiederholung hohe<br />

Spezialisierung sowie isolierte Arbeitsteilung ab. Prozesse heben sich davon deutlich ab. Sie werden<br />

in kollektive Erfahrungen verdichtet, d. h. sie haben einen direkten Bezug zum Wissensmanagement,<br />

sie sprechen <strong>–</strong> so wie Spielzüge in Mannschaftssportarten <strong>–</strong> kollektive Könnerschaft an. <strong>Die</strong> notwendige<br />

K<strong>und</strong>enorientierung, die gr<strong>und</strong>legend für prozessorientiertes Denken ist, setzt ausreichende

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!