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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

88<br />

um die Neuausrichtung der <strong>Wirtschaftsschule</strong> in erster Linie mit den Problemen der Wirtschaftsschü-<br />

ler, insbesondere der Absolventen des Handelszweiges, an den beruflichen Oberschulen begründet<br />

(Güttler, 2011, S. 10). Fehlende mathematische Kompetenzen stellen jedoch nicht nur im Bezug<br />

auf die beruflichen Oberschulen ein faktisches Hemmnis für die Durchlässigkeit dar. Der Zugang<br />

zu Aufstiegsfortbildungen im Handwerk erfolgt im Regelfall über eine handwerkliche Ausbildung.<br />

So ist beispielsweise für die Zulassung zur Meisterprüfung eine bestandene Gesellenprüfung in<br />

einem entsprechenden Handwerksberuf erforderlich. Mathematische <strong>und</strong> naturwissenschaftliche<br />

Vorkenntnisse bilden hierfür aber gr<strong>und</strong>legende Voraussetzungen. Bildungspolitisch ist die derzeitige<br />

Konzentration auf kaufmännische Inhalte zulasten mathematischer Kompetenzen auch deshalb<br />

problematisch, weil dadurch die Karrieremöglichkeiten der Jugendlichen in einem prosperierenden<br />

Wirtschaftsbereich eingeschränkt werden.<br />

<strong>Die</strong> Einführung von Mathematik als Pflichtfach in allen Ausbildungsrichtungen der <strong>Wirtschaftsschule</strong>n<br />

bietet zudem die Chance darüber nachzudenken, wie kaufmännische <strong>und</strong> technische Fragestellungen<br />

aus der Praxis verstärkt in die Vermittlung der mathematischen Kompetenzen einfließen können.<br />

Unabhängig vom Schultyp bemängeln viele Ausbilder im Handwerk, dass ihre Auszubildenden die<br />

Mathematikkenntnisse, die dem Schulzeugnis nach vorhanden sein müssten, im betrieblichen Ernstfall<br />

nicht zur Anwendung bringen können. <strong>Die</strong> geforderte Orientierung an der beruflichen Praxis sollte<br />

auch dazu genutzt werden, den Anwendungsbezug des Faches Mathematik zu verstärken.<br />

è Einführung von Mathematik als Pflichtfach in allen Ausbildungsrichtungen unter besonderer<br />

Berücksichtigung von Fragestellungen aus der beruflichen Praxis.<br />

7. Fazit<br />

Sicherlich wird die <strong>Wirtschaftsschule</strong> aus Sicht der Handwerkskammer allein aufgr<strong>und</strong> der vergleichsweise<br />

geringen Schülerzahlen in den Überlegungen zur Nachwuchswerbung nicht den gleichen<br />

Stellenwert einnehmen wie die Haupt-, Mittel- <strong>und</strong> Realschulen. Da es jedoch nicht nur darauf<br />

ankommt, möglichst viele Auszubildende für das Handwerk zu gewinnen, sondern auch Leistungsträger<br />

zu rekrutieren, die Führungsaufgaben in Handwerksbetrieben übernehmen können, ist die<br />

<strong>Wirtschaftsschule</strong> mit ihrem kaufmännischen Profil ein wichtiger Partner für das Handwerk. Auf der<br />

anderen Seite bietet der Wirtschaftsbereich Handwerk den Absolventen von <strong>Wirtschaftsschule</strong>n hervorragende<br />

Entwicklungsmöglichkeiten, die den Vergleich zu den Karrierechancen von Akademikern<br />

nicht zu scheuen brauchen. Um das beiderseitige Potential zu nutzen, sollte die Übungsfirmenarbeit<br />

stärker auf Prozessabbildung ausgerichtet <strong>und</strong> das Instrument der vertieften Berufsorientierung<br />

intensiver von <strong>Wirtschaftsschule</strong>n genutzt werden. Nicht zuletzt ist die Einführung von Mathematik<br />

als Pflichtfach in allen Ausbildungsrichtungen unter besonderer Berücksichtigung von Fragestellungen<br />

aus der beruflichen Praxis ein entscheidender Schritt, um allen Wirtschaftsschulabgängern<br />

zusätzliche Karriereoptionen zu verschaffen. <strong>Die</strong> Aufgabe der Handwerkskammern wird es sein, die<br />

<strong>Wirtschaftsschule</strong> auf diesem Weg durch eine enge Kooperation <strong>und</strong> konkrete Angebote im Bereich<br />

der beruflichen Orientierung zu unterstützen.

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