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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

414<br />

Sozialkompetenz ist mit sozialkommunikativen Situationen, mit Kommunikation verb<strong>und</strong>en. Kommu-<br />

nikation ist mehr als der reine Austausch von Informationen auf einer Sachebene. Es ist das Verdienst<br />

von Friedemann Schulz von Thun, 1981 bereits vorhandene Modelle aus der Linguistik zu einem<br />

einfachen, weit verbreiteten Modell der vier Ohren, der vier Schnäbel bzw. des Kommunikationsquadrates<br />

verdichtet zu haben. 6 <strong>Die</strong>ses Modell ist Teil der populären Buchserie „Miteinander reden“<br />

(Schulz von Thun 2008a; 2008b; 2008c).<br />

Im Zentrum einer sozialkommunikativen Situation steht hier, wie bei Schulz von Thun ausgearbeitet,<br />

das Artikulieren mit den vier Schnäbeln <strong>und</strong> Interpretieren mit den vier Ohren: Das Artikulieren<br />

verlangt, sich auf der Sachebene zu äußern (Sachebene), sich über die Beziehung zum Gegenüber<br />

zu äußern (Beziehungsebene), sich in der Situation selbst k<strong>und</strong>zugeben (Selbstk<strong>und</strong>gabe) sowie<br />

die Absichten auszudrücken (Appellebene). Das Interpretieren verlangt es, auf der Sachebene<br />

aktiv zuzuhören <strong>und</strong> zu interpretieren (Sachebene), die Beziehung zum Gegenüber zu interpretieren<br />

(Beziehungsebene), die K<strong>und</strong>gabe in der Situation zu analysieren (Selbstk<strong>und</strong>gabe) sowie die Absicht<br />

des Kommunikationspartners zu analysieren (Appellebene).<br />

Während des Artikulierens <strong>und</strong> Interpretierens erfolgt eine Einschätzung der sozialkommunikativen<br />

Situation. <strong>Die</strong>s verlangt in affektiver Hinsicht, dass Lernende bereit sind, über die eigene Kommunikation<br />

<strong>und</strong> die eigenen Handlungen nachzudenken <strong>und</strong> die Umstände <strong>und</strong> Fakten der Situation zu<br />

beachten. <strong>Die</strong> Bewertung erfolgt nach eigenen Werten, die dazu entwickelt <strong>und</strong> organisiert werden<br />

müssen. Unter Umständen muss der Lernende dann die eigene sozialkommunikative Situation zum<br />

Thema machen. Der Lernende schwebt gleichsam wie ein Engel aus sich heraus, betrachtet sich <strong>und</strong><br />

kommuniziert über diese Situation.<br />

Lernkompetenz wird hier verstanden als eine kognitive <strong>und</strong> affektive Disposition, die dem Individuum<br />

ermöglicht, variable Lernsituationen selbständig, erfolgreich <strong>und</strong> verantwortungsvoll zu<br />

gestalten. Der Begriff „Lernkompetenz“ wird in der Literatur in verschiedenen Disziplinen erörtert.<br />

Eine umfassende Erörterung von Lernkompetenzen wird in der pädagogischen Psychologie unter<br />

dem Stichwort „Lernstrategien“ geführt. 7 Von Wild u. a. wurde der LIST (Inventar zur Erfassung von<br />

Lernstrategien im Studium) entwickelt <strong>und</strong> zur Verfügung gestellt. 8 Im LIST-Ansatz werden drei verschiedene<br />

Klassen von Strategien unterschieden. Sie werden hier als drei Teilkompetenzen begriffen:<br />

Kognitive Lernprozesse, Interne <strong>und</strong> externe Ressourcen nutzen sowie Metakognitive Prozesse.<br />

Selbstkompetenz wird hier verstanden als eine kognitive <strong>und</strong> affektive Disposition, die dem Individuum<br />

ermöglicht, variable Situationen der Selbst-Thematisierung selbständig, erfolgreich <strong>und</strong> verantwortungsvoll<br />

zu gestalten. Angesprochen ist damit zunächst das Selbstkonzept. Wild, Hofer <strong>und</strong><br />

Pekrun (2001) halten es für sinnvoll, „das Selbstkonzept als eine Gedächtnisstruktur zu definieren,<br />

die alle selbstbezogenen Informationen einer Person enthält. Hierunter fällt auch das Wissen über<br />

die persönlichen Vorlieben, Einstellungen <strong>und</strong> Überzeugungen, wenngleich die affektiv-evaluativen<br />

Komponenten des individuellen ‚Selbst‘ meist unter dem Begriff des Selbstwertgefühls oder auch<br />

des Selbstvertrauens behandelt werden“ (S. 228). „Selbstkonzept“ (self-concept) <strong>und</strong> „Selbstwertgefühl“<br />

(self-esteem) werden oft ähnlich verwendet. Das Selbstkonzept ist jedoch kognitiv, beispielsweise<br />

mein Wissen über meine Kompetenzen, die mich als gut auszeichnen. Das Selbstwertgefühl

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