Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven einer bayerischen Schulart
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7. Der Reformprozess ist noch nicht abgeschlossen
Die mögliche Realisierung dieser Vorschläge zur Neuorientierung der Wirtschaftsschule bedeutet
nicht das Ende weiterer Reformbemühungen. In einem weitergehenden Schritt sind Impulse aufzunehmen
und zu prüfen, die aufgrund der intensiven Reformdiskussionen zunehmend von außen,
beispielsweise von Seiten der interessierten Wissenschaft, ausgehen. Zu beachten sind auch Entwicklungen
im Ministerium selbst, die auf die allgemein bildenden Schulen ausgerichtet sind. Hier
ist von der beruflichen Abteilung stets zu beurteilen, inwieweit die Wirtschaftsschule als berufliche
Schulart – im Sekundarbereich I angesiedelt – betroffen ist. So wird die Neukonzeption der Lehrpläne
für die Wirtschaftsschule nicht unabhängig vom neuen schulartübergreifenden Lehrplankonzept
„LehrplanPlus“ 1 erfolgen können.
Auch die einzelnen Wirtschaftsschulen können sich am Reformprozess der Schulart beteiligen. Sie
sind aufgerufen, ihre Handlungs- und Entscheidungsräume zu nutzen, damit sie ihren individuellen
Herausforderungen vor Ort gerecht werden können. Die Schulversuche „Modus 21“ (für sämtliche
Schularten) und „Profil 21“ (für die beruflichen Schularten) haben insgesamt annähernd 100 Reformmaßnahmen
erbracht. Viele dieser Maßnahmen können, auch in abgewandelter Form, für die Wirtschaftsschulen
nutzbar gemacht werden. Hier gilt es, Schätze zu heben! Diese Reformmaßnahmen
sind ausführlich beschrieben, und die entsprechenden Informationen können über die Homepage
der Stiftung Bildungspakt Bayern abgerufen werden.
Nachdem der Schulversuch Profil 21 im Juli 2011 abgeschlossen wurde, entwickelt die berufliche
Abteilung des Ministeriums ein Nachfolgeprojekt. Auch dieses Projekt zielt darauf ab, die Eigenverantwortung
der beruflichen Schulen in den Bereichen Unterrichts-, Personal- und Organisationsentwicklung
sowie Finanz- und Bildungsverantwortung weiter zu stärken. Dabei wird der Reformprozess
der Wirtschaftsschule besonders berücksichtigt. Denkbar ist beispielsweise, Stundentafeln und
Lehrpläne weiter zu flexibilisieren, den Schulen ein Globalbudget zur eigenverantwortlichen Verwendung
zuzuweisen oder die Unterrichtspflichtzeit der Lehrkräfte in Abhängigkeit von Fächern und
Klassengrößen zu individualisieren.
Die endgültige Gestalt der Wirtschaftsschule von morgen wird sich schrittweise aus einem vielschichtigen
Reformprozess ergeben, der abhängig von der jeweiligen Problemstellung aus verschiedenen
Richtungen angestoßen und unterschiedliche Vorgehensweisen berücksichtigen wird.
1 Das „LehrplanPlus“-Konzept ist durchgängig auf einen kompetenzorientierten Unterricht mit dem Ziel ausgerichtet,
die Verbindung von Wissen und Können in einer Vielfalt von variablen Anwendungssituationen herzustellen und
die Schülerinnen und Schüler zu verantwortungsvollem Problemlösen zu befähigen. Die neuen Lehrpläne sollen
als Ergänzung exemplarische Aufgabenbeispiele enthalten und auf zusätzliche unterrichtsrelevante Informationen
(z. B. Unterrichtsmaterial) verweisen. Des Weiteren soll das Konzept „LehrplanPlus“ die Vernetzung der fachlichen
mit den schulart- und fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsaufgaben fördern und somit eine verbesserte
Abstimmung der Lehrpläne zwischen den Schularten unter besonderer Beachtung der Übergänge ermöglichen.