Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

ERP-Systeme und die Übungsfirmenarbeit – Alleinstellungsmerkmale der Wirtschaftsschulen
Ein Schulentwicklungsprozess, der wie in Abbildung 2 ersichtlich eine Neustruktur nach sich zieht,
spricht alle Teilbereiche eines Schulentwicklungsprozesses an:
Personalentwicklung: Bisher ist es üblich, dass einzelne Lehrkräfte individuell Übungsfirmenarbeit
unterrichten. Als Hauptfach ist es wichtig sicherzustellen, dass ein Team von Lehrkräften in der Lage
ist Übungsfirmenarbeit zu unterrichten. Die Tatsache, dass die Theoriefächer als Grundlage für die
Übungsfirmenarbeit dienen führt dazu, dass intensive Absprachen zwischen den Fächern stattfinden
müssen. Ein gegenseitiges Wissen um die Inhalte ist essentiell und die Begleitung einer Klasse über
zwei Jahrgangsstufen sollte der Lehrkraft in der Übungsfirma ermöglicht werden. Eine Vereinheitlichung
der genutzten Software ist durch entsprechende Schulungen sicherzustellen.
Technische Entwicklung: Hier muss sichergestellt sein, dass die eingesetzte Hardware und Software
einwandfrei funktioniert. Dies bedeutet nicht nur, dass zu Beginn des Schuljahres alle Rechner
korrekt eingerichtet sind, sondern auch, dass ein Datensicherungskonzept eingeführt und gepflegt
wird, dass die notwendigen Lizenzen in ausreichender Anzahl vorhanden sind und eine individuelle
Userstruktur im Netzwerk vorgehalten wird. Weiterhin ist zu überlegen, ob man auch zukünftig an
klassischen PC-Raumkonzepten und lokalen Arbeitsstationen in den Übungsfirmen festhalten oder
den Schritt hin zu mobilen und virtuellen Lösungsansätzen gehen will.
Organisationsentwicklung: Die reine Umstellung auf ein Hauptfach bedingt nur geringe Veränderungen
an der gewachsenen Organisation. Je nachdem, wie stark bereits bisher die Übungsfirmenarbeit
nachgefragt war, kann es notwendig werden, zusätzliche Übungsfirmen einzurichten.
Auswirkungen auf die Organisation haben natürlich alle Entscheidungen bezüglich Teambildung und
technischer Ausstattung – diese Entscheidungen müssen durch entsprechende Maßnahmen der
Organisationsentwicklung unterstützt werden.
Unterrichtsentwicklung: An etablierten Wirtschaftsschulen ist die Übungsfirmenarbeit ein etabliertes
Unterrichtsfach. Dies bedeutet, dass sich die Unterrichtsentwicklung auf die kontinuierliche
Optimierung der bereits vorhandenen Unterlagen und Unterrichtssequenzen konzentrieren kann. Bei
einem Pflichtfach stellt sich allerdings die Frage, ob die Übungsfirmenarbeit als Prüfungsfach gesehen
werden soll. Da die Übungsfirmenarbeit „Profilfach der Wirtschaftsschule“ ist (BSZ Gunzenhausen
2011) und beworben wird mit dem Slogan „Ein Konzept macht Schule“ (Städtische Wirtschaftsschule
Bayreuth 2011) ist folglich die Frage der Berücksichtigung derselben bei der Abschlussprüfung zu
klären.
2.1.1.1 Die Übungsfirmenarbeit als Pflichtfach mit Abschlussprüfung
Bei der Befürwortung einer Abschlussprüfung in einem „Pflichtfach Übungsfirmenarbeit“ sind Auswirkungen
auf alle Übungsfirmen Bayerns zu erwarten. Derzeit sind die Ausstattung und der Umfang
der Übungsfirmenarbeit von Schule zu Schule individuell gestaltet. So finden sich Übungsfirmen, die
komplett wie moderne Büroräume eingerichtet sind; andere Übungsfirmen lassen deutlich erkennen,
dass man sich in einem Klassenzimmer befindet. Wenn man die Auffassung vertritt, dass Pflichtfach
automatisch Prüfungsfach entspricht, dann müsste ein einheitlicher Mindeststandard festgeschrieben
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