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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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-115-<br />

Im 1. Korintherbrief heißt es: "Bin ich nicht Apostel? Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn,<br />

gesehen? Seid ihr nicht mein Werk im Herrn?" (1 Kor 9,1). 1 Kor 15,8 heißt es: "...zuletzt<br />

wurde er auch mir sehen gelassen". Zuvor führt er an dieser Stelle zwei Reihen <strong>von</strong> Zeugen an,<br />

die den Auferstandenen gesehen haben. Hinsichtlich dieses Zeugnisses beruft er sich auf die<br />

Tradition und auf seine frühere Missionspredigt in Korinth. Das war nun ungefähr 5 Jahre her.<br />

Das erste Mal hatte Paulus in den Jahren 51/52 oder 52/53 n.Chr. in Korinth gewirkt. Damals<br />

war Gallio, der Bruder des berühmten Philosophen Seneca, Statthalter der Provinz Achaia, des<br />

heutigen Griechenland, wozu Korinth damals gehörte.<br />

Zwischen dem Galaterbrief und dem 1. Korintherbrief besteht nur ein geringer zeitlicher<br />

Abstand, ein Abstand <strong>von</strong> zwei Jahren. Zudem beruft sich Paulus im 1. Korintherbrief auf<br />

seinen ersten Auftritt in Korinth, etwa zwei Jahre vor dem Galaterbrief. Die enge zeitliche<br />

Zusammengehörigkeit dieser beiden Briefe spricht gegen eine Entwicklung der paulinischen<br />

Terminologie vom Galaterbrief zum 1. Korintherbrief, als ob Paulus ursprünglich <strong>von</strong> Offenbarung,<br />

dann aber in Angleichung an die sich mehr und mehr in der Urgemeinde durchsetzende<br />

Terminologie <strong>von</strong> Sehen gesprochen hätte. Wahrscheinlicher ist es, dass Paulus in seiner<br />

Terminologie der allgemeinen Vorstellungswelt des Spätjudentums gefolgt. Dann meinen die<br />

Verben "offenbaren" und "sehen" dasselbe, sie heben dann jeweils einen besonderen Gesichts-<br />

punkt aus dem Ostergeschehen hervor.<br />

Es ist also nicht so, dass Paulus sein Damaskuserlebnis erst später "in Anlehnung an den<br />

(wahrscheinlich) üblichen Sprachgebrauch" als Sehen charakterisiert hat, während es es<br />

134<br />

"früher unreflektiert allgemein als Offenbarung" bezeichnet hat . Die Meinung, Paulus habe<br />

sich immer mehr den Formulierungen der Tradition angenähert, eine Meinung, die des öfteren<br />

vertreten worden ist, auch <strong>von</strong> Willi Marxsen, lässt sich mit Berufung auf den Galaterbrief und<br />

auf den 1. Korintherbrief nicht plausibel machen. Dafür ist die zeitliche Differenz zwischen<br />

diesen beiden Briefen ist allzu gering. In der allgemeinen Vorstellungswelt des Spätjudentums<br />

bezeichnen die Analogien des inneren Sich-Offenbarens und des äußeren Sehens das gleiche<br />

Geschehen. Warum sollte Paulus dieser Vorstellung nicht folgen? Die Verwendung der verschiedenen<br />

Analogien in den beiden Briefen würde sich dann aus dem jeweils verschiedenen<br />

134<br />

Wilhelm Michaelis, Art. "΄οktαω", in: Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Bd. V, Tübingen<br />

1954, 357.

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