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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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das Spätjudentum.<br />

-161-<br />

Zur Zeit Jesu war der Rabbi im eigentlichen Sinne selbst ein Jünger, bevor er Rabbi wurde, je-<br />

denfalls in dem ausgebildeten Jünger-Institut des rabbinischen Judentums.<br />

Im frühen Israel gab es noch nicht den vom Volk unterschiedenen “Schüler” des Willens<br />

Gottes, weil Israel sich als Ganzes <strong>von</strong> Gott erwählt und als Ganzes <strong>von</strong> Gott belehrt wusste.<br />

Erst als die Thora als festgefügte sakrosankte Größe im Denken des Judentums eine beherr-<br />

schende Stellung erhielt, also nach dem Exil, entstand die Institution der Jünger, der “talmi-<br />

dim”. Im rabbinischen Judentum erhielt sie dann noch eine charakteristische Weiterbildung.<br />

Das heißt: Das “rabbi-talmid”-Institut hat in Israel eine Geschichte durchlaufen <strong>von</strong> der Zeit<br />

nach dem Exil bis zur Zeit des rabbinischen Judentums.<br />

Vorgebildet ist es, das “rabbi-talmid”- Institut oder das “rabbi-talmid”-Verhältnis in der Prophe-<br />

ten-Jüngerschaft in älterer vorexilischer Zeit in Israel (vgl. 1 Kö 19,19-21). Nicht anders als die<br />

Prophetenschüler machen es die Jünger der Rabbis. Auch sie gehen hinter ihrem Meister her.<br />

Aber im Vergleich mit der Zeit der Propheten handelt es sich in dem sich bildenden nachexili-<br />

schen Jünger-Institut um eine stärkere Intellektualisierung der jüdischen Frömmigkeit, die sich<br />

175<br />

dann noch einmal in der Zeit Jesu und danach verstärkte . So wird in der Sprache des rabbini-<br />

schen Judentums nur noch der als “talmid” bezeichnet, “der sich (als Lernender) mit der Schrift<br />

176<br />

und der religiösen Überlieferung des Judentums beschäftigt” , und zwar in der Schule des<br />

Rabbis. In dieser Beschäftigung mit der Thora, in diesem Studiengang - so würden wir heute<br />

sagen - gab es nach 70 n.Chr. Stufen und spezielle Riten, wenn man die einfachen “talmidim”<br />

und die “talmidim chakomim” (weise Schüler) unterschied. Am Ende der Ausbildung erfolgte<br />

dann die Ordination zum Rabbi. Sie wurde mit besonderen Zeremonien vollzogen, unter ande-<br />

rem wurde dabei auch ein Schlüssel übergeben - als das Sinnbild der Erkenntnis (vgl. Lk 11,52:<br />

“Wehe euch, ihr Schriftgelehrten, ihr habt den Schlüssel zur Erkenntnis weggenommen; ihr seid<br />

nicht eingetreten, und denen die hinein wollten, habt ihr es verwehrt”). Der Schlüssel ist ein<br />

175<br />

Karl Heinz Rengstorf, Artikel talmid, in: Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 405.<br />

176<br />

Ebd., 434.

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