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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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ihrem Gehalt: Jesus erklärt, dass auch er nicht den Zeitpunkt der Parusie kennt. Und der<br />

Matthä-us-Evangelist lässt diese Aussage weg als Ergebnis seiner theologischen Reflexion (Mt<br />

24,36). Die ursprüngliche Form ist die markinische: Auch Jesus kennt den Zeitpunkt nicht. An<br />

dieser Stelle begegnet uns die spezifische Gestalt der Apokalyptik Jesu. Auch er denkt an einen<br />

neuen Äon, aber für seine Eschatologie ist es charakteristisch, dass er, im Gegensatz zur zeit-<br />

genössischen Apokalyptik, jede Berechnung des Eintretens der Parusie ablehnt. Zudem ist er<br />

sehr sparsam in der Verwendung der entsprechenden Bilder.<br />

Die konsequenten Eschatologisten werden der Eigenart der neutestamentlichen Eschatologie<br />

nicht gerecht, sofern sie die hier bestehende “dialektische” Spannung zwischen Gegenwart und<br />

Zukunft nicht recht würdigen. Ich betonte schon früher, dass für Jesus die “βασιλgtια” zugleich<br />

gegenwärtig und zukünftig ist. Die daraus resultierende Dialektik bestimmt die “βασιλgtια”-Pre-<br />

digt Jesu, und sie ist auch der nachösterlichen Verkündigung nicht fremd. Die Urgemeinde weiß<br />

sich nämlich bereits in der Endzeit, und zwar auf Grund ihres Glaubens an den Kyrios, hat aber<br />

gleichzeitig das Bewusstsein, dass das Heil noch der kosmisch-universalen Enthüllung bedarf.<br />

Jesu Eschatologie wird bestimmt <strong>von</strong> der Spannung zwischen Gegenwart und Zukunft, zwi-<br />

schen “schon” und “noch nicht”. Diese Spannung durchzieht die Eschatologie des ganzen<br />

Neuen Testamentes, auch die nachösterliche Verkündigung. Das eine Moment, die Gegenwart,<br />

wird stärker bei Johannes betont, das andere, die Zukunft, wird mehr bei Paulus hervorgehoben,<br />

aber weder dem einen noch dem anderen kann man vorwerfen, dass er das jeweils andere<br />

Moment übersieht.<br />

Ist die Eschatologie des Paulus mehr <strong>von</strong> der Zukunft bestimmt sowie <strong>von</strong> der drängenden Nah-<br />

erwartung, so liegt in der Eschatologie des Johannes das Schwergewicht mehr auf der Gegen-<br />

wart. Aber wie Paulus nicht die Gegenwart übersieht, so übersieht Johannes nicht die Zukunft.<br />

Einhellig bezeugen beide, bezeugen letztlich alle neutestamentlichen Schriften die Auffassung<br />

des Urchristentums, zwischen den Zeiten oder in der vorletzten Zeit, zwischen dem ersten und<br />

161<br />

dem zweiten Advent Jesu zu leben , in der Spannung zwischen dem “schon” und dem “noch<br />

161 2<br />

Rudolf Schnackenburg, Art. Eschatologie, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, Freiburg 1959,<br />

1088-1093; ders.: Gottes Herrschaft und Reich, Freiburg 1959; ders. Die Kirche im Neuen Testament, Freiburg<br />

1961; <strong>Joseph</strong> Hasenfuß, Glauben, aber warum? Aschaffenburg 1963, 118-122.

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