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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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-206-<br />

196<br />

Bezeichnung der Zwölf als Apostel dem historischen Jesus zuschreibt .<br />

Halten wir Folgendes fest: Der Apostelbegriff hat sich im Anschluss an die Herrenworte und<br />

die Aussendung der Zwölf schon sehr früh gebildet. Schon am Beginn des apostolischen<br />

Zeitalters sind die Zwölf die Apostel im eigentlichen Sinn. Aber Apostel heißen auch solche,<br />

die teilhaben an der Sendung der ersten Apostel, bevollmächtigte Boten des Evangeliums und<br />

auch Gesandte der Gemeinde, die selbst dann noch als Apostel verstanden wurden, wenn sie in<br />

einem profanen Auftrag gesendet wurden. Die Mannigfaltigkeit der Verwendung des<br />

Apostelnamens, wie sie uns im Neuen Testament begegnet, wird sehr gefördert durch das ety-<br />

mologische Moment, aber es spielt auch die Nähe zu den Aposteln oder zu den apostolischen<br />

Amtsträgern sowie das apo-stelgleiche Tun eine Rolle.<br />

Bereits bei Paulus beginnt wieder eine Einengung des Apostelbegriffs, wenn er die Christopha-<br />

nie und die Berufung durch den Auferstandenen als für den Apostolat konstitutiv versteht. Die<br />

lukanischen Schriften begrenzen die Apostel noch einmal, nämlich auf den Zwölferkreis, die<br />

Apostel schlechthin. Die einzigartige Bedeutung des Zwölferkreises sieht man darin, dass sie<br />

das Bindeglied zwischen dem irdischen Jesus und der sich konstituierenden Kirche darstellen,<br />

dass ihnen zuallererst die autoritative Sendung zuteil wurde und sie als der “Prototypus der<br />

197<br />

apostolischen Zeit” verstanden wurden. Lukas, der die Apostel auf den Zwölferkreis be-<br />

grenzt, stellt aber den Apostolat des Paulus praktisch nicht in Frage, sondern fügt ihn in einer<br />

gewissen Inkonsequenz dem Zwölferkreis hinzu. Fortan dachte man bei den Aposteln primär an<br />

Paulus und die Zwölf. Schon bald erhielt Paulus seinen Platz an der Spitze des Zwölferkreises<br />

neben Petrus, wie das ja heute noch im ersten Hochgebet der Messe der Fall ist.<br />

Aber das Prinzip der Reservierung des Aposteltitels für die Zwölf und Paulus wird nicht streng<br />

durchgeführt. Auch nach der Konzentrierung des Apostelbegriffs werden nicht nur Apostel im<br />

engeren Sinne Apostel genannt. So wurden alle Verfasser neutestamentlicher Schriften, auch<br />

Lukas und Markus, stets als Apostel betrachtet. Noch heute ist das in der Liturgie der Fall. Aber<br />

auch Jakobus, der sogenannte Herrenbruder, wurde Apostel genannt.<br />

196<br />

<strong>Joseph</strong> <strong>Schumacher</strong>, Der apostolische Abschluss der Offenbarung Gottes, Freiburg 1979, 219-226.<br />

197<br />

Adolf Kolping, Artikel “Apostel”, in: Heinrich Fries, Hrsg., Handbuch theologischer Grundbegriffe I, Mün-<br />

2<br />

chen (dtv Wissenschaftliche Reihe), 1973, 91-99 bzw. 94.

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