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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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vier Augen und dann in Gegenwart eines oder mehrerer Zeugen ermahnt hat, so soll man seine<br />

Verfehlung der Kirche vortragen, und wenn er auch dann noch nicht hört, so soll man ihn<br />

meiden wie einen Zöll-ner oder einen Heiden. Gemäß diesen zwei Stellen hat Jesus selbst das<br />

Wort “Kirche”, “zgiiλησtια”, oder auch “kahal“ oder “kehala” (aramäisch) verwendet. Mit<br />

Berufung auf diese Stellen hat man früher gern die Stiftung der Kirche durch den historischen<br />

Jesus zu beweisen versucht, ohne freilich genau sagen zu können, wann diese Gründung erfolgt<br />

ist. Indes hat man die Historizität dieser Stellen, speziell in neuerer Zeit, immer wieder in Frage<br />

gestellt. In der liberalen Theologie des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts hat man sie<br />

einfach als Interpolationen, das heißt: als spätere Einfügungen, erklärt, um sie so aus dem<br />

überlieferten Text streichen zu können. Das ist jedoch eine unbewiesene Behauptung ange-<br />

sichts der Tatsache, dass es keine einzige Handschrift des Neuen Testaments gibt, in der diese<br />

Stellen fehlen. Die literarische Echtheit dieser zwei Stellen ist dem-nach auf keinen Fall zu be-<br />

streiten. Aber die literarische Echtheit verbürgt noch nicht, dass es sich hier um “ipsissima<br />

verba Jesu” handelt, dass sie also in das Leben des historischen Jesus hineingehören. Das folgt<br />

noch nicht aus dem einhelligen Zeugnis der Handschriften. Die zwei Stellen können zum<br />

ältesten Textbestand der Evangelien gehören und den-noch nicht aus dem Munde des histori-<br />

schen Jesus stammen. Die apostolische Kirche wusste sich nämlich befugt, im Heiligen Geist<br />

Jesu Wort und Werk nicht nur zu tradieren, sondern auch zu deuten. Mit der Geschichte Jesu<br />

verband sie die Deutung dieser Geschichte. Sie war überzeugt, dass der Auferstandene, der<br />

“itυkιος”, im Heiligen Geist weiterhin offenbarend in seiner Ge-meinde gegenwärtig sei, dass<br />

er in dieser Offenbarung seine Worte und Taten authentisch deute und dass er so das ergänze,<br />

was er in seinem irdischen Dasein noch offen gelassen hatte, was aber die Apostel für die<br />

Durchführung ihres Auftrags wissen mussten. Diese Überzeugung wird deutlich im Johannes-<br />

evangelium, wenn es da heißt:<br />

“Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn<br />

aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit einführen.<br />

Denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern er wird reden, was er<br />

gehört hat, und das Künftige euch verkünden” (Joh 16,12 f).<br />

Das heißt: Zur Offenbarung gehört nicht nur das, was der historische Jesus gesagt hat, sondern<br />

auch das, was der erhöhte Herr der nachösterlichen Gemeinde gesagt hat. Das heißt: Zur Offen-<br />

barung gehört auch die Explikation des Jesus-Geheimnisses in der werdenden Kirche. Nach der

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