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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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-378-<br />

Gewiss gibt es auch außerhalb der römischen Kirche heroische Heiligkeit, aber innerhalb der<br />

römischen Kirche ist sie geradezu programmatisch. In den immer wieder erscheinenden Kano-<br />

nisationen sollen die Gläubigen darauf hingewiesen werden, worin ihr Bemühen als Christen<br />

grundlegend bestehen muss. Im 19. Jahrhundert wurden allein 310 Personen nach einem<br />

strengen, durch den Papst Benedikt XIV. (+ 1758) geregelten Rechtsverfahren selig- und 78<br />

heiliggesprochen. Auch in der Gegenwart sind diese Verfahren sehr häufig.<br />

Die charismatische Heiligkeit stellt sich in äußeren Wundern dar. Es soll nicht geleugnet<br />

werden, dass es auch außerhalb der römischen Kirche glaubwürdige Wunderberichte gibt. In-<br />

nerhalb dieser Kirche sind sie jedoch besonders zahlreich, obwohl sie hier einer kritischen<br />

Prüfung unterliegen, wie es sie in einem solchen Ausmaße sonst nicht gibt. In diesem Zu-<br />

sammenhang ist auf das Phänomen Lourdes hinzuweisen, wo sich in über 100 Jahren im<br />

Zusammenhang mit der intensiven Verehrung der "Unbefleckt Empfangenen" eine Menge <strong>von</strong><br />

unerklärlichen Dingen zugetragen hat. Nach einem komplizierten Verfahren hat die Kirche bis<br />

heute <strong>von</strong> den 5.000 registrierten Heilungen 62 als echt, das heißt als wunderbar bzw. <strong>von</strong> Gott<br />

435<br />

gewirkt, anerkannt .<br />

Die starke Verbindung der Moralität mit der Religiosität, wie sie für den Katholizismus<br />

charakteristisch ist, bei einer aus-gewogenen Synthese <strong>von</strong> "vita activa" und "vita contem-<br />

plativa" entsprechend dem benediktinischen Grundsatz "ora et labora", ist bereits grundgelegt<br />

im Alten Tesatament. Sie vermittelt dem Menschen mächtige Motive und erhebt die Sittlichkeit<br />

über trockenen Moralismus.<br />

Wenn es in der Kirche auch Sünde gibt, so ist das durchaus mit dem Neuen Testament zu ver-<br />

einbaren, wenn auch nicht gerechtfertigt. Im Altertum waren die Montanisten, Novatianer und<br />

Donatisten der Meinung, dass die Bedingung für die Heiligkeit der Kirche die Reinheit aller<br />

Mitglieder <strong>von</strong> schwerer Sünde sei. Dagegen sprechen jedoch nicht wenige Gleichnisse Jesu.<br />

Rigoristische Sekten hat die Kirche in der Geschichte auch später wiederholt überwunden.<br />

Dennoch sind die Übelstände in der Geschichte der Kirche oft ein großes Ärgernis und eine<br />

schwere Hypothek. Aber gerade der schroffe Widerspruch und Anstoß, den sie hervorrufen,<br />

435<br />

Vgl. Johannes Brinktrine, Offenbarung und Kirche II, Paderborn 1949, 262-269.

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