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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Gegebenheit ist.<br />

-150-<br />

Daraus folgt klar, dass die Kirche nicht als das Produkt der ausgebliebenen Parusie angesehen<br />

werden kann. Die Naherwartung, die es faktisch zum Teil in der Urkirche gegeben hat - das ist<br />

nicht zu bestreiten -, verhinderte also keineswegs die Entstehung der Kirche, wie sich hier deut-<br />

lich zeigt. Also die Behauptung, die Kirche habe sich gebildet, als die erwartete Wiederkunft<br />

ausgeblieben sei, ist mitnichten zu verifizieren.<br />

Die Kirche begegnet uns vom Anfang der Geschichte des Christentums an, ja, sie gehört zum<br />

Urereignis der neutestamentlichen Offenbarung. Dieser uranfängliche Ereignischarakter tritt, so<br />

sag-te ich schon früher, in besonderer Weise in der Tatsache hervor, dass sich die Kirche <strong>von</strong><br />

Anfang an als “Volk Gottes” bezeichnet und damit die Selbstbezeichnung des alttestamentli-<br />

chen Israel auf sich anwendet. In der Septuaginta steht für “Volk Gottes” das griechische<br />

“zgiiλησtια” (= Volksversammlung oder Kirche). Die Kirche versteht sich, nicht anders als das<br />

alttestamentliche Gottesvolk, als das <strong>von</strong> Gott und vor Gott einberufene und versammelte Volk,<br />

und sie versteht sich darin in Kontinuität zum alttestamentlichen Gottesvolk.<br />

Von Anfang an verstanden sich die Christen als Volk Gottes (oder als Kirche) unter den<br />

Völkern wie auch mitten in dem Volk, dem sie national und politisch angehörten. Mit diesem<br />

Anspruch erregten sie Ärgernis, waren sie ein Skandalon. Stets war dieser Anspruch in der Ge-<br />

schichte eine Quelle mannigfacher Spannungen, angefangen bei dem Konflikt zwischen<br />

Kyrioskult und Kaiserkult bis hin zu der gegenwärtigen These <strong>von</strong> der freien Kirche im freien<br />

163 Staat .<br />

g.) Basileia und Kirche (Alfred Loisy).<br />

In unserer Frage hat sich in besonderer Weise der französische Exeget Alfred Loisy profiliert,<br />

den man als einen Exponenten des Modernismus zu bezeichnen pflegt. Er lebte <strong>von</strong> 1857-1940.<br />

Eine Reihe <strong>von</strong> Jahren war er <strong>Prof</strong>essor für Bibelwissenschaften am Institut Catholique in Paris.<br />

1908 wurde er exkommuniziert. Loisy gehört auch zu den konsequenten Eschatologisten. In sei-<br />

163<br />

Vgl. Gottlieb Söhngen, in:Walter Kern, Franz <strong>Joseph</strong> Schierse, Günter Stachel, Warum glauben?, Begründung<br />

und Verteidigung des Glaubens in neununddreißig Thesen, Würzburg 1961, 313-323.

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