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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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gibt, wenngleich deren Ansehen und deren Autorität gering sind, die Propheten und charismati-<br />

schen Lehrer hingegen offenbar im Vordergrund stehen. Aber - und das ist sehr wichtig -<br />

letztlich ist der Apostel der eigentliche verantwortliche Leiter.<br />

Auffallend ist immerhin, dass wir im Zusammenhang mit der Bestrafung des Unzuchtsünders<br />

(1 Kor 5,1-5) oder der Mißstände bei der Feier des Herrenmahles (1 Kor 11,17-22) vergeblich<br />

auf ein Wort der Ordnungskräfte oder auf eine Mahnung zur Unterordnung unter die Leitenden<br />

warten. Ebenfalls im Zusammenhang mit der Organisation der Jerusalem-Kollekte gibt es<br />

keinen Hinweis auf das Vorhandensein einer örtlichen Verwaltung in der Gemeinde (1 Kor 16,2<br />

f). Das unterstreicht die Vermutung <strong>von</strong> der anfänglichen Dominanz des charismatischen<br />

Elements in diesen Gemeinden.<br />

Auch im Galater- und Römerbrief hören wir nichts über eine örtliche Leitung der Gemeinde.<br />

Röm 12,8 - ich erwähnte diese Stelle - ist nur allgemein <strong>von</strong> dem Leitungsdienst die Rede, <strong>von</strong><br />

dem Leitungsdienst der "πkοι¨σταµtgνοι". Überraschenderweise finden wir im Römerbrief nicht<br />

einmal einen Gruß an die damaligen Leiter der Gemeinde. Dass <strong>von</strong> der örtlichen Leitung nicht<br />

die Rede ist, überrascht besonders im Galaterbrief angesichts der Schwierigkeiten in den<br />

galatischen Gemeinden. Daraus ist jedoch wiederum nicht zu schließen, dass es hier keine Leute<br />

gab, die sich um die Gemeinden abmühten. Aber sie hatten keine große Bedeutung bzw. keinen<br />

besonderen Einfluss im Hinblick auf den Glauben der Gemeinde.<br />

Das kann man erklären mit dem Hinweis darauf, dass Paulus möglicherweise zunächst mit der<br />

baldigen Parusie rechnete und daher eine dauerhafte Ordnung für nicht notwendig, für über-<br />

flüssig hielt. Diese Situation hatte sich gewandelt zur Zeit der Pastoralbriefe, nun war, vor allem<br />

bedingt durch die Gefährdung der Verkündigung <strong>von</strong> Irrlehren, eine feste Gemeindeordnung<br />

notwendig. Dabei beweist gerade der erste Korintherbrief, dass auch Paulus irgendwie die<br />

Notwendigkeit einer verfassungsrechtlichen Ordnung erkennt und anerkennt (1 Kor 12,28),<br />

dennoch kann man sagen, dass die paulinischen Gemeinden zunächst primär charismatisch<br />

strukturiert sind, charismatisch, das heißt, in ihnen steht also nicht das vermittelte Amt im<br />

Vordergrund, das, was wir das apostolische Amt nannten, sondern die freie Berufung der<br />

Verantwortlichen durch den Geist.

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