demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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christlichen Zeit. Hier wurden drei Eigenschaften hervorgehoben, an denen man die wahre
Kirche Christi erkennen könne.
Die erste war die Schrift, die kanonisiert wurde (das Alte Testament und die 27 Bücher des
Neuen Testaments). Man sagte: Da, wo die ganze Schrift ist, kann nur die wahre Kirche sein!
Die Kanonisierung war eigentlich die erste Dogmatisierung, die die Kirche vornahm. Sie
erklärte hiermit, es sei von Gott geoffenbart, dass diese Schriften und nur diese Schriften unter
Eingebung des Heiligen Geistes verfasst seien. Erfolgte diese Kanonisierung auch erst gegen
Ende des vierten Jahrhunderts, so war doch praktisch der Kanon der Schriften bereits Ende des
zweiten Jahrhunderts fixiert. Das Kennzeichen der kanonischen Schriften war im Grunde eine
Umschreibung für das Kennzeichen der Apostolizität, denn diese war die entscheidende
Voraussetzung für die Kanonisierung einer Schrift, das heißt, eine Schrift konnte nur dann
kanonisiert werden, wenn sie aus der apostolischen Zeit stammte. Damit war die erste grundle-
gende Eigenschaft der Kirche Christi die Apostolizität.
Das zweite Kennzeichen oder die zweite Wesenseigenschaft, worauf man in diesem Zusammen-
hang rekurrierte, war die Einheit, die zu-nächst durch das kirchliche Amt gebildet wurde gemäß
dem Motto "Ubi episcopus, ibi ecclesia!" Bereits Ignatius von Antiochien (+ 117) hat dieses
Moment verschiedentlich in seinen Briefen hervorgehoben. Gleichzeitig erkannte man die
Einheit in der einheitlichen Formulierung der Glaubenswahrheiten, die bzw. wie sie damals für
wichtig gehalten wurden. Hier geht es um die entscheidenden Glaubensartikel, das Symbolum
oder die "regula fidei". Das heißt, die Kirche Christi musste neben der Apostolizität die Eigen-
schaft der Einheit haben, wie sie sich im einen Amt und im einen Symbolum manifestiert.
Damit haben wir bereits zwei notwendige Kennzeichen bzw. Eigenschaften, worin man in alter
Zeit die wahre Kirche erkennen zu können meinte.
Eine dritte wichtige Eigenschaft der Kirche Christi war von Anfang an ihre räumliche Aus-
dehnung über die ganze Erde ("iαh' ΄7ολην την γην". Damit tritt als dritte Wesenseigentümlich-
keit der wahren Kirche die Katholizität oder Universalität hinzu. Die Notwendigkeit der
Beilegung dieser Eigenschaft setzt also voraus, dass die verschiedenen Christengemeinschaften
sich um weltweite Anerkennung und Wertschätzung als Sammlung des neuen Gottesvolkes
stritten.