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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Harnack († 1930) hat man immer wieder gesagt, Jesus habe keine sichtbare hierarchische<br />

Kirche gewollt, weil es ihm um reine Innerlichkeit und Geistigkeit gegangen sei. Dabei bedenkt<br />

man nicht, dass der wirkliche Jesus ein positives Verhältnis zur jüdischen Religion und zum<br />

Tempelkult gehabt hat. Das ist gerade in jüngster Zeit wiederholt nachgewiesen worden durch<br />

eine Reihe <strong>von</strong> jüdischen Autoren, durch die verschiedensten Jesusdarstellungen des modernen<br />

Judentums. Es ist richtig, Jesus hat die Veräußerlichung und die Verweltlichung der Religion<br />

und der Religiosi-tät bekämpft, ganz entschieden, und er hat den Legalismus und Ritualismus<br />

in der Religion gegeißelt, das heißt aber nicht, dass er antiinstitutionell war.<br />

Aber auch wenn man zugibt, dass die neutestamentliche Gemeinde <strong>von</strong> Anfang an da war, dass<br />

sie unmittelbar nach Ostern vorhanden gewesen ist und sich stets als Setzung Gottes verstanden<br />

hat, möchte man im protestantischen Raum vielfach wenigstens die Verbindung der Urge-<br />

meinde mit dem historischen Jesus in Frage stellen. Man sagt dann etwa, Jesus habe zwar mit<br />

dem Zu-sammenschluss seiner Jünger gerechnet, aber deren Anspruch, im Gegensatz zum alten<br />

Gottesvolk das neue Gottesvolk darzustellen, lasse sich nicht <strong>von</strong> dem geschichtlichen Jesus<br />

herleiten, dieser sei später, nachösterlich, er werde erst verständlich <strong>von</strong> dem Wirken Gottes in<br />

der Auferweckung des Gekreuzigten und <strong>von</strong> der endzeitlichen Geistsendung her. Dem histori-<br />

schen Jesus habe eine Kirchengründung ferngelegen, schon deshalb, weil dieser mit dem nahen<br />

Weltende gerechnet habe. Man sagt also, die Kirche sei zwar <strong>von</strong> Gott her legitimiert, nicht<br />

aber <strong>von</strong> Jesus her, sie sei daher charismatisch, nicht aber amtlich, deshalb gebe es hinsichtlich<br />

ihrer Gestalt kein göttliches Recht, kein “ius divinum”, deshalb könne und dürfe man eine<br />

bestimmte Gestalt der Kirche nicht als glaubensverbindlich erklären.<br />

Zum Sprecher dieser Position hat sich in neuerer Zeit vor allem der protestantische Neutesta-<br />

mentler Werner Georg Kümmel (+ 1995) gemacht, wenn er feststellt, die Wurzel der Kirche sei<br />

nicht das Handeln des historischen Jesus, sondern das Handeln Gottes nach Ostern. Der Gedan-<br />

ke an eine Kirchengründung habe dem geschichtlichen Jesus völlig ferngelegen, habe er doch<br />

149<br />

in der Naherwartung gelebt .<br />

In solcher Argumentation wird die inkarnatorische Struktur des Heiles und werden die kir-<br />

149<br />

Vgl. <strong>Joseph</strong> Schmid, Art. Kirche I: Biblisch, in: Heinrich Fries, Hrsg., Handbuch theologischer Grundbe-<br />

2<br />

griffe II (dtv-Taschenbuch), München 1974, 438 f.

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