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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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-226-<br />

In Erwiderung auf die Argumente derer, die dieses Logion nachösterlich verstehen wollen, hat<br />

man darauf hingewiesen, dass Jesus doch möglicherweise trotz seiner allgemeinen Verkündi-<br />

gung der “βασιλgtια” Gottes und trotz seiner angeblichen gespannten Erwartung der Endereig-<br />

nisse - die so gespannt nun auch wiederum nicht ist, wie wir gesehen haben - an den Zu-<br />

sammenschluss seines Volkes im Sinne einer Kirche zur unmittelbaren Vorbereitung auf das<br />

Ende oder gar an eine messianische Sondergemeinde im Sinne eines heiligen Restes gedacht<br />

habe. Auf jeden Fall muss man festhalten, dass das Verhältnis Jesu zur Zukunft speziell im<br />

Hinblick auf seine “βασι-λgtια”-Predigt vielschichtig und daher differenziert zu sehen ist.<br />

Das Wort “Kirche” kommt in der Tat nur zweimal vor in den Evangelien. Die zweite Stelle fin-<br />

det sich in Mt 18,17, wo es um die brüderliche Ermahnung und die Kirchenzucht geht: Wenn<br />

ein Bruder sich verfehlt hat und nach zweifacher Mahnung nicht hören will, das erste Mal soll<br />

er unter vier Augen zur Rede gestellt werden, das zweite Mal in Gegenwart eines oder zwei<br />

Zeugen, so soll er dem Gläubigen “wie ein Heide oder ein Zöllner” sein. Auch diese Stelle ist<br />

hinsichtlich ihres vorösterlichen Ursprungs stark umstritten.<br />

Dazu ist zu sagen: Kommt das Wort “Kirche” auch nur zweimal in den Evangelien vor, so fehlt<br />

in ihnen doch nicht die damit gemeinte Sache, das, was das Wort bezeichnet. Es gehört gerade-<br />

zu zur Eigenart des Johannes-Evangeliums, dass es die Linie vom historischen Jesus zur Kirche<br />

auszieht, auch wenn es nicht das Wort “Kirche” verwendet.<br />

Das Wort “zgiiλησtια” findet sich als solches schon in der Septuaginta. Man kannte man es also<br />

zur Zeit Jesu. In der Septuaginta wird mit diesem Wort das Volk Israel bezeichnet. Das entspre-<br />

chende hebräische Äquivalent ist “kahal“. Man hat gesagt, der altprophetische Gedanke des Re-<br />

stes Israels habe direkt zur Neubelebung des Gottesvolk-Bewusstseins in kleinen Sonder-<br />

gemeinschaften geführt, wie uns das etwa in der Qumran-Gemeinde tatsächlich begegnet. Daher<br />

kann man nicht <strong>von</strong> vornherein bestreiten, dass das Wort “Kirche” im Munde des historischen<br />

205<br />

Jesus möglich ist .<br />

Es ist keineswegs unmöglich, dass Jesus im Zusammenhang mit dem eschatologischen Gottes-<br />

205<br />

Raymond E. Brown, in: Raymond E. Brown, Paul J. Achtemeier, Der Petrus der Bibel. Eine ökumenische<br />

Untersuchung, Stuttgart 1976, 75-88.

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