25.01.2013 Aufrufe

demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

-237-<br />

Auf jeden Fall begrenzt man die Sonderstellung des Petrus in den Gemeinschaften der Reforma-<br />

tion auf seine Person. Vielleicht ist diese Position der eigentliche Grund, weshalb man heute<br />

gern, teilweise auch auf katholischer Seite, zwischen dem Petrusdienst und dem Papsttum<br />

unterscheidet, um zum Ausdruck zu bringen, dass das Papsttum der katholischen Kirche dem<br />

Petrusdienst, wie er uns im Evangelium begegnet, widerspricht, nicht mit ihm identisch ist und<br />

sich nicht auf ihn berufen kann.<br />

Die Deutung der Felsenfunktion auf den Glauben des Petrus, nicht auf seine Person, findet sich<br />

auch in den Ostkirchen, und zwar in der Regel. Die Binde- und Lösegewalt bezieht man hier auf<br />

die Sündenvergebungsgewalt. Weder das eine noch das andere ist zu rechtfertigen und eher <strong>von</strong><br />

Vorentscheidungen oder auch <strong>von</strong> einer grundlegenden Ablehnung der hierarchischen Struktur<br />

der Kirche her bestimmt (wie etwa im Fall der reformatorischen Deutung der Felsenfunktion).<br />

Noch ein Wort zur Frage der Echtheit der Stelle Mt 16,18. Hier ist zu unterscheiden zwischen<br />

historischer Echtheit und literarischer Echtheit. Die literarische Echtheit dieser Stelle wurde<br />

durch die radikale Bibelkritik (Harnack, Loisy) bestritten mit der Behauptung, sie sei erst gegen<br />

Ende des zweiten Jahrhunderts eingeschoben worden, um das sich entwickelnde Papsttum zu<br />

legitimieren. In dieser sogenannten Interpolationstheorie behauptet man, die Stelle habe nicht<br />

das Papsttum geschaffen, sondern umgekehrt: das Papsttum habe diese Stelle geschaffen. Diese<br />

These ist heute jedoch völlig überholt, denn einmal ist sie in allen Texten, Codices und Überset-<br />

zungen vorhanden, zum anderen weist sie unleugbar in die palästinensische Tradition. Die<br />

Verse sind, wie wir gesehen haben, eindeutig aramäischen Ursprungs. Wenn das Logion ein<br />

Plus gegenüber den synoptischen Parallelen ist, so braucht das nicht gegen seine Historizität<br />

bzw. gegen seine jesuanische Geschichtlichkeit zu sprechen, denn auch sonst schließen wir bei<br />

Logien, die nur <strong>von</strong> einem der Synoptiker überliefert werden, nicht ohne weiteres auf ihre<br />

220<br />

Ungeschichtlichkeit . Zudem beruft man sich zur Rechtfertigung des Papsttums auf diese<br />

Stelle erst im fünften Jahrhundert.<br />

Die Frage der historischen Echtheit knüpft an das Problem an, ob sie aus dem Munde des<br />

historischen Jesus stammt, ob Jesus selber so gesprochen hat, oder ob die Stelle der Reflexion<br />

220<br />

Adolf Kolping, Vorlesungsmanuskript, Traktat III.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!