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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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-89-<br />

Wenn allerdings Gott nur das Unerkennbare, wenn er nur der Unbegreifliche ist, der sich dem<br />

menschlichen Erkennen gänzlich entzieht, oder wenn er das die Welt tragende Umgreifende ist,<br />

wie Karl Jaspers es ausdrückt, wenn er also nicht der qualitativ Transzendente ist, sondern nur<br />

das Pendant zur sichtbaren Welt, also mit ihr im Grunde identisch ist, dann ist die uns<br />

umgebende, uns in sich fassende und uns übergreifende Welt das einzig Wirkliche. Und wenn<br />

dazu noch unsere Erkenntnisfähigkeit durch die Welt der Erfahrung begrenzt ist, dann bleibt<br />

freilich nur übrig, dass wir uns dieser Welt anvertrauen in der Befolgung der ethischen Imperative<br />

des irdischen Jesus. Dann kann nur diese Befolgung der irdischen Imperative der Kern der<br />

zeitbedingt formulierten Botschaft Jesu sein.<br />

Das ist die Position Bultmanns, Brauns und Marxsens, die freilich im Kontext des Protestantismus<br />

bzw. der dialektischen Theologie nicht so überraschend und fremdartig ist wie im katholi-<br />

schen Raum. Der metaphysische Pessimismus hat im protetantischen Raum eine lange Tradition.<br />

Das katholische Verständnis geht demgegenüber da<strong>von</strong> aus, dass dem Glauben Realitäten<br />

entsprechen, über die wir wahre Aussagen machen können, wenngleich diese Aussagen nur per<br />

analogiam zu verstehen sind.<br />

Die existentiale Interpretation geht damit aus <strong>von</strong> einem Mehr als der biblische Text hergibt.<br />

Ja, sie stellt ihn in einen neuen Verständnisrahmen. Sie ist damit nicht nur Exegese, sondern<br />

Interpretation, das heißt Auslegung im Rahmen eines Vorverständnisses der Wirklichkeit. Die<br />

Frage nach dem Beweiswert dessen, was die Jünger in eingestandenermaßen unzulänglichen<br />

Formen und Vorstellungen ausdrücken - das liegt in der Natur der Sache -, erweitert sich damit<br />

zu der Frage nach der Berechtigung des Weltverständnisses <strong>von</strong> Marxsen, Bultmann und<br />

anderen, nach der Berechtigung eines Weltverständnisses, das heute freilich weit verbreitet ist<br />

und der Erwartung des modernen Menschen zutiefst entspricht. Es handelt sich dabei um eine<br />

agnotizistische oder positivistische Grundstimmung, die weniger an der Wahrheit als solcher<br />

interessiert ist als an dem Funktionieren des Lebens und an dem, was der Mensch erfährt und<br />

was diese Erfahrung für ihn bedeutet. Hier ist nicht mehr die Sache als solche interessant, das<br />

Ding an sich, das man, wi man meint, ja ohnehin nicht erreichen kann, sondern seine Bedeutsamkeit<br />

für mich.<br />

Gegenüber einer solchen Deutung ist festzustellen, dass das Neue Testament mehr sagen will in

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