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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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und welche Botschaft er verkündet hat und was sie für die Menschen und für die Welt bedeutet.<br />

Nichts liegt den Schriften des Neuen Testamentes so fern wie der Gedanke, eine historische<br />

Biographie Jesu bieten. Die Schriften des Neuen Testamentes sind nicht Reportagen über das<br />

Auftreten und das Wirken Jesu, sie sind vielmehr der Niederschlag der urapostolischen Verkündigung.<br />

Auch in den drei ältesten Evangelien begegnet uns nicht eine Reportage über das,<br />

was Jesus gesagt und getan hat, auch sie sind der Niederschlag der apostolischen Verkündi-<br />

gung über Jesus, sie schildern sein Leben und sein Wirken, wie es sich in der Verkündigung der<br />

Urgemeinde artikulierte, sie berichten über das Leben und Wirken des historischen Jesus aus<br />

jener Sicht heraus, die ihnen die österlichen Ereignisse vermittelt hatten.<br />

Die Evangelien sind zwar nicht ungeschichtlich, aber sie liefern mit der Geschichte - so könnte<br />

man sagen - sogleich ihre heilsgeschichtliche Interpretation mit, wobei man zuweilen nicht un-<br />

terscheiden kann zwischen Geschichte und Deutung. Es geht hier um Geschichte in Gestalt des<br />

Kerygmas. Dabei ist die Deutung der Geschichte, das Kerygma, das entscheidende Anliegen<br />

der Evangelien. Das bringen wir zum Ausdruck, wenn wir vom Kerygma sprechen. Die Schrif-<br />

ten des Neuen Testamentes enthalten das Kerygma.<br />

Die historisch-kritische Methode, die durch die Enzyklika “Divino afflante Spiritu” (1943) auch<br />

in der katholischen Theologie Heimatrecht bekommen hat, hat uns gelehrt, dass sich in den<br />

Evangelien die Berichte über die Worte und Werke des historischen Jesus, die “ipsissima verba<br />

et fac-ta Jesu”, mit ihrer, freilich authentischen, Interpretation und Aktualisation durch die<br />

Urgemeinde verbinden. Allein, die Unterscheidung <strong>von</strong> Geschichte und Kerygma ist nicht eine<br />

Lebensfrage. Hinsichtlich der Wahrheitsgarantie stehen die Interpretation und die Aktualisation<br />

den “verba et facta Jesu” nicht nach - das darf nicht vergessen werden -, auch sie hat<br />

Offenbarungscharakter, denn der Auferstandene ist - gemäß dem Schriftverständnis der<br />

apostolischen Kirche - weiterhin offenbarend tätig in seiner Gemeinde bis zum Ende der apostolischen<br />

Zeit. Aber zum einen hilft uns diese Unterscheidung <strong>von</strong> vor- und nachösterlichen<br />

Offenbarungsworten, tiefer einzudringen in die geoffenbarten Wirklichkeiten. Zum anderen interessiert<br />

sich der vorgläubige Mensch, den die Fundamentaltheologie als wissenschaftliche<br />

Glaubensbegründung im Blick hat, für den historischen Jesus, nicht für den kerygmatischen<br />

Christus. Wir sprechen <strong>von</strong> dem historischen Jesus und dem kerygmatischen Christus. Zum<br />

historischen Jesus haben wir einen Zugang nur durch den kerygmatischen Christus. Die

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