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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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-395-<br />

Durcheinander der heterogensten Lehren. Von einer Kirche in unserem Sinne kann hier absolut<br />

nicht die Rede sein.<br />

Im Islam finden wir ebenso wenig eine Einheit im Glauben, selbst wenn wir <strong>von</strong> den beiden<br />

großen Richtungen der Schiiten und Sunniten absehen und uns auf die letzteren beschränken.<br />

Im Islam herrscht völlig die Schule, und zwar existieren vier solcher Schulen, die jeweils ihre<br />

Anhänger in den verschiedenen geographischen Räumen haben. So herrscht die Schule Maliks<br />

Ibn Anas (+ 795) bei den meisten Völkern Afrikas, abgesehen <strong>von</strong> Unterägypten und Südafrika.<br />

Die Schule Abu Hanifas (+ 767) ist bei den Türken und bei der Mehrzahl der Inder verbreitet.<br />

Die Schule Muhammeds Ibn Idris as-Schasi (+ 820) umfasst die Anhänger des Islam im<br />

südlichen Arabien, in Unterägypten und Palästina. Die Schule Ahmads Ibn Hanbal (+ 855) hat<br />

ihre Anhänger vor allem in Syrien und Mesopotamien. Zwar gibt es im Islam die Lehre vom<br />

"consensus universalis" (idjma'), aber da es keine kirchliche Hierarchie gibt, die mit der<br />

Bewahrung des "depositum" der Offenbarung beauftragt ist, ist man faktisch zu keiner eigentli-<br />

chen Einigung gekommen und kann auch nicht zu einer Einigung kommen. Die Entscheidung<br />

einer der vier Schulen verpflichtet stets nur die Anhänger dieser Schule.<br />

Auch im Judentum, das zwar in verschiedenen Ländern fortbesteht, kann man diese "<strong>catholica</strong><br />

unitas" nicht finden, denn einmal gründet der Fortbestand des Judentums wesentlich auch in der<br />

Tatsache, dass es ein bestimmtes Volk oder eine bestimmte Rasse darstellt, zum anderen ist die<br />

455<br />

religiöse Einheit nicht sehr intensiv, weil es auch hier keine konkrete Instanz der Einheit gibt .<br />

Die Kirche gehört stets verschiedenen Kulturkreisen an und hat immer die politischen und<br />

nationalen Grenzen überschritten; sowohl in ihrer räumlichen Ausdehnung als auch in der<br />

Verschiedenheit der <strong>von</strong> ihr erfassten Völker und Länder ist sie die umfassendste Gemein-<br />

schaft, die es bisher gegeben hat. Dabei zeigt dieser gewaltige Organismus eine einheitliche<br />

Struktur. Karl Adam spricht in seinem heute noch lesenswerten Buch "Das Wesen des Katholi-<br />

zismus" <strong>von</strong> der übernationalen Flutwelle des Gottesglaubens und der Christusliebe in der<br />

456<br />

"Catholica" . Man kann zur Begründung dieses Phänomens nicht hinweisen auf die monar-<br />

455<br />

Vgl. Johannes Brinktrine, Offenbarung und Kirche II, Paderborn 1949, 273-276.<br />

456 11<br />

Karl Adam, Das Wesen des Katholizismus, Düsseldorf 1946, 163.

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