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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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nem 1902 erschienenen Buch “L'Evangile et l'Eglise” (Evangelium und Kirche, Mainz 1904)<br />

stellt er pathetisch fest, Jesus habe das Reich Gottes angekündigt, aber gekommen sei die Kir-<br />

164<br />

che . Damit will er nachdrücklich hinweisen auf die vermeintliche Diskontinuität der Kirche<br />

im Hinblick auf den Stifter des Christentums. Er will damit sagen, dass es weder eine innere<br />

noch eine äußere Verbindung <strong>von</strong> dem historischen Jesus zur nachösterlichen Kirche gibt. Die<br />

genannte Schrift Loisys “L'Evangile et l'Eglise” <strong>von</strong> 1902, die im Jahre 1903 durch die Kirche<br />

verurteilt wurde, ist übrigens äußerst charakteristisch für das Denken ihres Autors und für das<br />

Denken des Modernismus überhaupt. Loisy führt darin unter anderem aus, Jesus habe die<br />

Verfassung der Kirche nicht im voraus wie die eines auf Erden begründeten und zur Fortdauer<br />

auf eine lange Zeit bestimmten Staates geregelt. Das ist richtig. Dem wird niemand wider-<br />

sprechen. Darüber wird der nicht überrascht sein, der Ernst macht mit der Geschichtlichkeit der<br />

Offenbarung. Fragwürdig werden die Überlegungen Loisys jedoch, wenn er daraus die Folge-<br />

rung zieht, die Kirche könne sich absolut nicht auf Jesus berufen und sie verfälsche gar dessen<br />

Werk.<br />

Das Wort Loisys: Jesus hat die “βασιλgtια” Gottes verkündet, aber gekommen ist die Kirche, ist<br />

zu einem geflügelten Wort geworden. Loisy hat es allerdings nicht geprägt. Es wurde bereits<br />

vor ihm <strong>von</strong> den evangelischen Theologen Johannes Weiß und Albert Schweitzer und <strong>von</strong> ande-<br />

ren verwendet. Auch der evangelische Theologe Adolf <strong>von</strong> Harnack hat es sich wiederholt zu<br />

eigen gemacht, um einen Gegensatz zwischen der “βασιλgtια”-Predigt Jesu und der Kirche zu<br />

konstatieren und um so die Kirche als Verfälschung der Intention Jesu und als Menschenwerk<br />

zu erklären.<br />

Ein Jahr, nachdem Loisy seine Schrift “L'Evangile et l'Eglise” veröffentlicht hat, veröffentlicht<br />

er (1903) die Schrift “Autour d'un petit libre”, in welcher er erklärt:<br />

“Man scheint nicht zu bemerken, dass die göttliche Einsetzung der Kirche ein<br />

Objekt des Glaubens, nicht ein historisch beweisbares Faktum ist, und dass die<br />

wohlverstandene apostolische Tradition die Kirche eher als auf Jesus bezogen,<br />

denn durch ihn gegründet voraussetzt und dass sie, wenn sie ihm die Einsetzung<br />

(der Kirche) zuschreibt, diese auf den auferstandenen Christus, nicht auf den<br />

164<br />

Alfred Loisy, Evangelium und Kirche, Mainz 1904, 112.

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