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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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das Amt in ihr, und zwar in einer dreifachen Stufung. Anders ist das im evangelischen Christen-<br />

tum. Nach protestantischer Auffassung gibt es hinsichtlich der Verfassung der Kirche kein "ius<br />

divinum", ist es also im Grunde gleichgültig, wie sich die Jüngerschaft Jesu vereinigt und<br />

welche Verfassung sie ihrer Gemeinschaft gibt, und ist die Sichtbarkeit keine wesentliche<br />

Eigenschaft der Kirche. Diese Auffassung hängt letztlich zusammen mit dem Formalprinzip der<br />

"sola scriptura" und dem Materialprinzip der "sola fides". Wenn die Schrift allein genügt und<br />

der Glaube allein rechtfertigt, dann bedarf es keiner Kirche als einer sichtbaren Gegebenheit zur<br />

Vermittlung der Wahrheit und der Gnade Christi (vgl. Tridentinum DS 1767 und 1776). So<br />

wenig das Amt für die Reformatoren ein wesentliches Moment der Kirche ist, so wenig ist es<br />

auch ihre Sichtbarkeit. Man beruft sich auf ein Christentum rein biblischer Grundlage und weist<br />

die Entwicklung im Neuen Testament oder in neutestamentlicher Zeit als Depravierung des<br />

Ursprünglichen zurück, als Deformation, als Verfall.<br />

Diese Entwicklung grenzt man als Frühkatholizismus oder Hellenisierung gegen ein "Ur-<br />

christentum rein biblischer Grundlage" ab. Schon in neutestamentlicher Zeit beginnt in diesem<br />

Verständnis der Verfall, die Deformation. Der Protestantismus apostrophiert das katholische<br />

Prinzip der Dogmenentwicklung oder Dogmenentfaltung als Verfallsprinzip. Von daher ist es<br />

konsequent, wenn er sogar oft auch den Umfang des Kanons kritisiert und die rechte Verfas-<br />

sung und Lehre der Kirche hinter dem Neuen Testament sucht. Vielfach sieht der Protestantis-<br />

mus in der rein charismatischen Gemeinde des Paulus das Ursprüngliche und auch das Nor-<br />

mierende und bezeichnet alles andere abwertend als Frühkatholizismus. Der Übergang der<br />

Urgemeinde zum Frühkatholizismus wird dabei speziell der Apostelgeschichte angelastet. Die<br />

in den neutestamentlichen Schriften zu beobachtende Entwicklung sieht man als nicht legitim<br />

an und unterscheidet Gemeinde und Kirche. Man sagt, die Kirche sei aus der Gemeinde her-<br />

ausgewachsen, und bezeichnet diesen Vorgang als Frühkatholizismus. Man sieht ihn in der<br />

Entwicklung des institutionellen Amtes und in der Entfaltung des Monepiskopates und des<br />

Primates. Dabei verschließt man die Augen vor der Tatsache, dass diese Entwicklung schon in<br />

vorösterlicher Zeit im Apostolat anhebt und damit sogar durch den geschichtlichen Jesus <strong>von</strong><br />

Nazareth angelegt ist.<br />

Nach der Verfallstheorie hat sich seit der Frühzeit, seit dem beginnenden Christentum, in der<br />

katholischen Kirche ein steter Abfall vom Ursprünglichen vollzogen. Im Dienste des Nach-

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