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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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-141-<br />

In Verlauf der Geschichte Israels ist der Begriff der Gottesherrschaft verschieden interpretiert<br />

worden. Die prophetische Tradition Israels verband damit das Kommen Gottes zum Gericht und<br />

zum Heil sowie die Forderung und die Verheißung einer sittlichen Neugeburt im ganzen Volk.<br />

Sie dachte sich das Kommen Gottes als Ziel, dem die Geschichte entgegenstrebt, und zwar<br />

stetig, ohne größere äußere Erschütterungen. Die Apokalyptiker erwarteten die Herrschaft Got-<br />

tes hingegen <strong>von</strong> einem wunderbaren, plötzlichen Eingreifen himmlischer Mächte oder einfach<br />

<strong>von</strong> einem wunderbaren, plötzlichen Eingreifen Gottes. Sie entfalteten ihre Vorstellungen sehr<br />

kraftvoll und einflussreich zur Zeit Jesu. Sie verbanden das Kommen Gottes und damit den<br />

Beginn seiner Königsherrschaft (seiner vollendeten Königsherrschaft), den sie für nahe bevor-<br />

stehend hielten, mit der Erwartung einer kosmischen Katastrophe, die das Ende dieses Äons und<br />

den Anbruch der Heilszeit bringen sollte.<br />

Jesus stand hier in gewisser Weise zwischen den Fronten. Im Verständnis der “Basileia Gottes”<br />

verbinden sich bei ihm Elemente der prophetischen Tradition Israels mit solchen der jüdischen<br />

Apokalyptik, verbinden sich die Forderung und Verheißung <strong>von</strong> sittlicher Neugeburt im<br />

Kommen Gottes mit der Erwartung einer kosmischen Katastrophe als Vorbedingung für den<br />

Anbruch des neuen Äons.<br />

Jesus denkt wie die Apokalyptiker über die Königsherrschaft Gottes, wenn er sie mit dem neuen<br />

Äon verknüpft. Aber er ist nicht einfach ein Apokalyptiker gewesen. Zunächst hat er vielmehr<br />

die prophetische Tradition wieder aufgenommen, die das Kommen Gottes zum Gericht und zum<br />

Heil mit der Forderung und mit der Verheißung einer sittlichen Neugeburt im Volk verbunden<br />

hatte. Dann hat er die Gottesherrschaft nicht als reines Zukunftsgut eines jenseitigen Äons<br />

verstanden, sondern sie schon jetzt vergegenwärtigen wollen, und zwar in sichtbaren und spür-<br />

baren Zeichen. Sodann richtet sich die “µgτtανοια”-Verkündigung Jesu im Kontext seiner “βασι-<br />

λgtια” - Verkündigung an alle, vornehmlich aber an die sozial Deklassierten, an die Armen, an<br />

die Ausgestoßenen, an die vom Leben Benachteiligten.<br />

Erst im Kontext dieser “βασιλgtια” - Verkündigung werden die Wunder Jesu recht gewürdigt:<br />

Weil Jesus die Königsherrschaft Gottes verkündet, deshalb heilt er Kranke, speist er Hungernde<br />

schenkt er Sündern die Vergebung.

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