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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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den An-spruch Jesu sowie den Anspruch der Urgemeinde auf ganz Israel, der sich im nach-<br />

österlichen Neuansatz gewissermaßen programmatisch zum unbegrenzten Universalismus aus-<br />

weitete.<br />

In diesem Kontext ist die These <strong>von</strong> der Naherwartung Jesu nicht haltbar, wenn sie auch noch<br />

so hartnäckig vertreten wird. Jesus musste damit rechnen, dass zwischen seinem Tod und dem<br />

Anbruch der vollen Gottesherrschaft eine gewisse Zeit vergehen werde, eine Zeit, die der Vor-<br />

bereitung des neuen Gottesvolkes auf das Kommen der Gottesherrschaft dienen sollte, dass also<br />

nach seinem Tod, wenn er ihn schon als Sühnetod verstand, seine Botschaft und der “iαιktος”<br />

Gottes neu ansetzen würden. Jesus musste damit rechnen, dass zwischen seinem Tod und dem<br />

Kommen Gottes noch einmal eine gewisse Zeit vergehen werde, dass also nach seinem Tod<br />

seine Botschaft und der “iαιktος” Gottes noch einmal neu ansetzen würden. Angesichts der<br />

Charakterisierung Jesu in den Evangelien ist es nicht angemessen, ihm bis zu seinem Tod klares<br />

Wollen und sinnvolles Handeln abzusprechen. Dabei ist selbstverständlich in Rechnung zu<br />

ziehen, dass die Überlieferung der Evangelien diesbezüglich durch den Glauben der nach-<br />

österlichen Gemeinde überlagert bzw. <strong>von</strong> diesem Glauben geprägt ist. Aber das Kerygma ist<br />

die authentische Interpretation des Jesusgeschehens. Das dürfen wir nicht vergessen.<br />

Demnach ist festzuhalten: Falsch ist es, wenn man sagt, Jesus habe keine Kirche gegründet.<br />

Zwar wissen wir nicht, wann und wo und wie Jesus die Kirche gegründet hat. Es ist aber nicht<br />

zu bestreiten, dass die Kirche sich organisch entwickelt hat aus dem messianischen Wirken<br />

Jesu. Jesus hat sie indirekt gegründet durch sein Wirken, speziell durch eine Reihe <strong>von</strong> profi-<br />

lierten kirchenstiftenden Akten. Die indirekte Gründung der Kirche durch Jesus ergibt sich aus<br />

dem ganzen Verlauf seines Lebens, aus seinem Reden und Handeln, ja, sie ergibt sich bereits<br />

aus dem Geheimnis der Inkarnation als solchem, sofern uns in diesem Geheimnis die Sich-<br />

tbarkeit des Heiles sinnfällig begegnet, jene Sichtbarkeit des Heiles, die schlechthin ein Grun-<br />

dgesetz der übernatürlichen Heils- und Erlösungsordnung ist.<br />

Hier ist auch folgendes zu berücksichtigen: Man darf nicht nur geschichtliches Denken <strong>von</strong> an-<br />

deren fordern, man muss es auch <strong>von</strong> sich selber fordern und es realisieren. Das geschieht oft<br />

nicht bei jenen, die den Anspruch der Kirche mit Hilfe des Neuen Testamentes ad absurdum<br />

füh-ren möchten, indem sie darauf hinweisen, dass es so etwas wie eine hierarchische Kirche in

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