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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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-373-<br />

wünschen uns noch mehr Freiheit, noch mehr Individualität in Aussprache und<br />

Lehre; ... noch mehr Zuversicht zu der inneren Kraft und zu der Einheit schaffenden<br />

macht des Evangeliums, das sich im freien Kampf der Geister besser<br />

durchsetzt als unter Bevormundung ... . Das ist die evangelische Ant-wort auf<br />

den Vorwurf der 'Zersplitterung', und das ist die Sprache der Freiheit, die uns<br />

427<br />

geschenkt ist" .<br />

Man versteht innerhalb des Protestantismus die Vielheit geradezu als gewissensbefreienden<br />

Vorteil gegenüber der dogmatischen Form der römischen Kirche. Das Neue Testament erinnert<br />

demgegenüber an jene Freiheit, die im Besitz der Wahrheit geschenkt wird, wie es in dem<br />

bekannten Johanneswort zum Ausdruck kommt: "Die Wahrheit wird euch frei machen" (Joh<br />

8,32).<br />

In den Ostkirchen wird in gewisser Weise die Einheit gewahrt durch das ökumenische Patriar-<br />

chat <strong>von</strong> Konstantinopel, aber praktisch war diese Einheit nie <strong>von</strong> Bedeutung und hat im Laufe<br />

der Jahrhunderte immer mehr <strong>von</strong> ihrer bescheidenen Bedeutung verloren. Heute gibt es<br />

wenigstens 15 größere autokephale, selbständige Kirchen, die sich in ihrer Gesamtheit als die<br />

Kirche Christi betrachten. Dazu kommt dann noch eine Reihe kleinerer, faktisch unabhängiger<br />

Gemeinschaften, wo<strong>von</strong> es in Russland bereits vor 1914 über 200 gab. Aber selbst die Häupter<br />

der autokephalen Kirchen beanspruchen keineswegs das Recht zu Glaubensentscheidungen,<br />

sondern erkennen diese nur den allgemeinen Konzilien zu, wobei man aber seit der Trennung<br />

noch nicht eines zusammengerufen hat. Von daher schon ist das Konzil als höchste Autorität<br />

und Einheitsprinzip in der Orthodoxie praktisch bedeutungslos. Die Einberufung eines Konzils<br />

scheitert, wie sich immer wieder gezeigt hat, stets an der Rivalität der einzelnen Patriarchen.<br />

Was <strong>von</strong> den orthodoxen Kirchen des Ostens gesagt wurde, gilt in erhöhtem Maß <strong>von</strong> den<br />

altorientalischen Gemeinschaften, wie den Nestorianernn in Persien, Kurdistan und Indien, <strong>von</strong><br />

428<br />

den Monophysiten in Ägypten, Abessinien, Äthiopien, Syrien, Mesopotamien und Armenien .<br />

Die Einheit der römischen Kirche wird heute nicht mehr so eindrucksvoll erlebt wie in der<br />

Vergangenheit, aber prinzipiell ist sie gegeben durch das Amt der Einheit. Begeistert spricht<br />

Irenäus <strong>von</strong> Lyon <strong>von</strong> der über die ganze Welt bis an die Grenzen der Erde zerstreuten Kirche<br />

427<br />

Adolf <strong>von</strong> Harnack, Das Wesen des Christentums, Stuttgart 1950, 172 f.<br />

428<br />

Vgl. Bernardin Goebel, Katholische Apologetik, Freiburg 1930, 415-421.

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