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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Jesus knüpft in seiner “βασιλgtια” - Verkündigung zunächst an die prophetische Tradition an,<br />

distanziert sich aber <strong>von</strong> ihr in Manchem. Für ihn bringt die Königsherrschaft Gottes in erster<br />

Linie das übernatürliche Heil. Bei ihm hat die “βασιλgtια” einen ausgesprochen religiösen Cha-<br />

rakter, weshalb er alle glanzvollen irdischen Erwartungen, die sich vielfach damit verbinden,<br />

zurückweist (Lk 19,11; 23,42; 24,1), keine Ehrenposten in seinem Reich verteilt (Mk 10,35-45)<br />

und alle Formen der Gewalt verurteilt (Mk 14,17-21; Lk 13,1-3; 22,38).<br />

In der Verkündigung Jesu ist die Gottesherrschaft zudem für den Menschen unverfügbar, ist sie<br />

nicht einmal durch treue Gesetzeserfüllung herbeizuführen, ist sie vielmehr Gottes souveräne<br />

Tat, damit ganz und gar übernatürlich: Gott gibt sie, Gott vermacht sie (Lk 12,32; 22,29; Mk<br />

10,40). Zwar kann die Königsherrschaft Gottes gemäß der Verkündigung Jesu nicht durch treue<br />

Gesetzeserfüllung herbeigeführt werden, dennoch hat sie für ihn sittlich fordernden Charakter.<br />

Dabei genügt ihm nicht die Befolgung eines neuen verbesserten Moralgesetzes, es geht ihm um<br />

mehr, um die radikale Entscheidung des Menschen für Gott. In der Erwartung der Gottesherr-<br />

schaft soll der Mensch sein Herz allein an Gott hängen (Mt 6,19-21.24-34; Mk 10,17-27). Er<br />

soll sich für Gott entscheiden in einer unwiderruflichen Entscheidung (Lk 9,12). Sie beginnt mit<br />

der Umkehr (Mk 1,15).<br />

Wie man sieht, ist die “βασιλgtια”- Predigt bei Jesus aufs Äußerste vergeistigt, sehr anspruchs-<br />

voll, ja, geradezu radikal.<br />

Um die spezifische Gestalt der “βασιλgtια” - Verkündigung Jesu noch ein wenig weiterzufüh-<br />

ren. Die Königsherrschaft Gottes ist für Jesus zugleich eine zukünftige und gegenwärtige<br />

Größe. die diesbezügliche Lehre Jesu charakterisierend, sagt der Philosoph Karl Jaspers (+<br />

1969): “Das Reich wird erst kommen, und es ist schon da. Was erst in der Zukunft wirklich<br />

155<br />

wird, das ist in der Welt schon in Bewegung” . Der katholische Exeget Rudolf Schnackenburg<br />

(+ 2002) erklärt:<br />

“Das ist die heilsgeschichtliche Grenzscheide zwischen Johannes dem Täufer<br />

und ihm selbst (Lk 16,16 = Mt 11,12), das auch das Geheimnis Mk 4,11): dass<br />

sie (die Gottesherrschaft) mit ihm und seinem Wirken anbricht, für gläubige<br />

155<br />

Karl Jaspers, Die großen Philosophen I, München 1959, 187.

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