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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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-57-<br />

Der erste Korintherbrief wurde um das Jahr 55 nach Christus geschrieben. Seit dem Tode Jesu<br />

waren also ungefähr 20 Jahre vergangen. Weil es sich aber bei diesem Bericht, 1 Kor 15,3 ff,<br />

um eine geformte Tradition handelt, die Paulus selber, wie er eigens feststellt, übernommen hat,<br />

kommen wir noch wesentlich näher an die Ereignisse heran. So könnte diese Überlieferung<br />

bereits wenige Jahre nach den darin geschilderten Ereignissen entstanden sein, vielleicht schon<br />

Ende der dreißiger Jahre des 1. Jahrhunderts nach Christus. Die meisten der 500 Zeugen, die<br />

den Auferstandenen selber gesehen hatten, lebten damals im Jahre 55 noch, wie Paulus eigens<br />

ver-merkt (1 Kor 15,6). Das heißt: Sie konnten eine Kontrolle über die Aussagen <strong>von</strong> Paulus<br />

aus-üben.<br />

Auf die Glaubensformel, die sich hier als Werkformel darstellt (“Christus ist gestorben, begra-<br />

ben und auferweckt worden gemäß der Schrift”, wie in Vers 3 und 4 gesagt wird) folgen hier<br />

zwei Zeugenreihen, Vers 5: Kephas und die Zwölf, und die Verse 6 und 7: 500 Brüder, Jakobus,<br />

alle Apostel, denen sich die Christuserscheinung für Paulus anschließt (Vers 8). Wir haben hier<br />

das alte Predigtschema, wie es uns auch in den Petrusreden der Apostelgeschichte begegnet. Da<br />

ist die Rede vom Tod und <strong>von</strong> der Auferstehung, <strong>von</strong> der Schriftgemäßheit und vom<br />

Apostelzeug-nis.<br />

Sehr bedeutsam für unsere Erkenntnis der geschichtlichen Zusammenhänge in den ersten Tagen<br />

der Kirche, aber auch grundlegend für die dogmatische Ekklesiologie und die Eigenart der<br />

kirchlichen Glaubensregel, ist die Feststellung des Paulus, dass er schon in der allerersten<br />

katechetischen Glaubenspredigt den Korinthern überliefert hat, was er auch selbst empfangen<br />

hat. Obwohl er doch selbst “Jesus, unseren Kyrios, gesehen hat” (1 Kor 9,1), bildet dennoch die<br />

<strong>von</strong> der Ur-gemeinde empfangene Paradosis die Grundlage und den Inhalt seiner Predigt.<br />

Noch einige Bemerkungen zu dieser Stelle. Wir erkennen hier, dass das Urkerygma sich für den<br />

Sühnetod wie auch für die Auferstehung auf die alttestamentlichen Schriften beruft, die ja<br />

Gottes Willen enthalten. Dazu muss man sich daran erinnern, dass Sühnetod, aber auch die<br />

Auferweckung zum Kyrios-Dasein, für das zeitgenössische Judentum (vor allem in der <strong>von</strong> den<br />

Sadduzäern beherrschten Öffentlichkeit) etwas Fremdes, Unerwartetes und, wie es 1 Kor 1,23<br />

heißt, ein Ärgernis darstellen; das gilt vor allem <strong>von</strong> dem schmachvollen Kreuzestod. Wenn das<br />

alles nun aber bereits die alten Schriften vorhergesagt haben, so ist es damit irgendwie be-

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