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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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-377-<br />

chenhistorikers, über die Heiligenleben. Bereits der Appell zur heroischen Heiligkeit tritt im<br />

Protestantismus zurück, bedingt durch den reformatorischen Grundsatz <strong>von</strong> der Verderbnis der<br />

menschlichen Natur und <strong>von</strong> der Skepsis gegenüber dem Tun des Menschen, wie sie in der<br />

Rechtfertigungslehre und in dem Axiom <strong>von</strong> der "sola fides" ihren Ausdruck findet. Im Gegen-<br />

satz zu der Tatsache, dass die wahren Reformatoren der Kirche immer Heilige gewesen sind,<br />

sich also durch eine außergewöhnliche heroische Heiligkeit ausgezeichnet haben, kann da<strong>von</strong><br />

bei den Reformatoren der klassischen Reformation durchaus nicht die Rede sein, weder bei<br />

Luther (+ 1546) noch bei Zwingli (+ 1531) noch bei Calvin (+ 1564) noch bei Heinrich VIII.<br />

<strong>von</strong> England (+ 1547). In den orientalischen Kirchen gibt es gewiss einige heroische Heiligen-<br />

gestalten, aber, bedingt durch einen gewissen Quietismus, fand das Heiligkeitsideal nicht<br />

immer den richtigen Nährboden. Hier steht der Kultus eindeutig im Vordergrund und bleibt<br />

432<br />

ohne tiefe-ren Einfluss auf das praktische, religiös-sittliche Leben . In der Orthodoxie können<br />

wir eine gewisse Weltabgewandtheit kon-statieren, die die sittliche Predigt auf Kosten des<br />

Kultes vernachlässigt hat. Dieser Kult aber bleibt ohne tieferen Einfluss auf das praktische,<br />

religiös-sittliche Leben. Es ist relativ leicht nachzuweisen, dass Photius, der Urheber des<br />

griechischen Schismas, durchaus kein Heiliger war. (Er hat nachweisbar päpstliche Schreiben<br />

gefälscht, um seine Ziele zu erreichen). Wird er auch innerhalb der morgenländischen Kirche<br />

als Heiliger ("Isapostolos") gefeiert, so lehnen doch die älteren, nicht unierten orientalischen<br />

Kirchen, diese Verehrung ab.<br />

Ein sprechendes Zeugnis für die Bedeutung der Heiligen in der Kirche sind die "Acta Sancto-<br />

rum", die sogenannten Bollandisten in 64 Foliobänden bis 1894, die Namen und Taten der<br />

Heiligen aus allen Jahrhunderten, Völkern und Lebensaltern, sozialen Schichten, Ständen und<br />

Bildungsstufen zusammenfassen.<br />

Die große Zahl der Heiligen wurde auch <strong>von</strong> Nicht-Katholiken in Bewunderung, Verehrung<br />

und Dankbarkeit anerkannt, so zum Beispiel auch <strong>von</strong> Adolf <strong>von</strong> Harnack in seinem Buch<br />

433 434<br />

"Wesen des Christentums" sowie in seiner "Dogmengeschichte" .<br />

432<br />

Vgl. Bernardin Goebel, Katholische Apologetik, Freiburg 1930, 425-428.<br />

433<br />

Adolf <strong>von</strong> Harnack, Das Wesen des Christentums, Stuttgart 1950, 166.<br />

434<br />

Ders., Dogmengeschichte Bd. III, Tübingen 1931, 903.

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