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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Was die paulinischen Gemeinden angeht, müssen wir vor allem auch das berücksichtigen:<br />

Wenn Paulus im Verhältnis zu seinen Gemeinden weniger Wert legt auf das Verfassungsmäßige<br />

und Rechtliche, so erklärt sich das nicht zuletzt auch aus seiner starken persönlichen Stellung<br />

in den Gemeinden bzw. aus jener Autorität, die er als Gründer dieser Gemeinden beansprucht<br />

und besitzt. In den <strong>von</strong> ihm gegründeten Gemeinden blieb er die entscheidende Autorität. Die<br />

Tätigkeit des Paulus bestand ja nicht einfach darin, dass er <strong>von</strong> einer Gemeinde zur anderen<br />

eilte, sondern er hielt sich immer wieder länger in einer Gemeinde auf bzw. besuchte die<br />

Gemeinden immer wieder aufs Neue. Oder er leitete sie, sofern er nicht persönlich anwesend<br />

sein konnte, durch seine Briefe. Seine Autorität entbehrte durchaus nicht des rechtlichen<br />

Momentes, wenn man bedenkt, mit welchem Nachdruck er sein Apostelsein wiederholt betont.<br />

Auch wegen dieses Bewusstseins, für sein ganzes Missionsgebiet die entscheidende Verant-<br />

wortung zu tragen, konnte Paulus auf eine feste Gemeindeordnung verzichten. Jedenfalls dürfen<br />

wir nicht zuletzt in diesem Selbstbewusstsein des Paulus den Grund dafür sehen, dass das Amt<br />

der örtlichen Gemeindeleiter bei ihm mehr zurücktrat, als das in den judenchristlichen Ge-<br />

262<br />

meinden der Fall war .<br />

Um es noch einmal anders zu formulieren: Hinsichtlich der Frage nach der Organisation oder<br />

nach der Verfassung der paulinischen Gemeinden muss man sich zunächst die nur spärliche<br />

Quellenlage vor Augen halten, weshalb ein die Wirklichkeit vollends erfassendes Bild nicht<br />

gezeichnet werden kann. Wir dürfen nicht vergessen, dass die paulinischen Briefe ausgespro-<br />

chene Gelegenheitsschriften darstellen. Auch die Apostelgeschichte ist hier nicht heranzuzie-<br />

hen, weil es ihr zentrales Anliegen ist, jedenfalls in der zweiten Hälfte, den äußeren Weg<br />

darzustellen, den die paulinische Mission genommen hat, nicht mehr und nicht weniger.<br />

Dennoch lassen sowohl die Paulusbriefe wie auch die Apostelgeschichte erkennen, dass in den<br />

paulinischen Gründungen eine Ordnung herrscht, die das religiöse Leben regelt und sichert,<br />

eine Ordnung, die nicht pragmatisch verstanden wird, sondern als auf einem übernatürlichen<br />

Fundament aufruhend, auf Christus, der das Fundament seiner Kirche überhaupt ist und der<br />

letztlich seine Kirche durch den Heiligen Geist lenkt. Dieser Geist läßt die junge Gemeinde<br />

wachsen (Apg 2,47; 6,7), er leitet die missionarischen Wege des Paulus (Apg 16,9; 19,21),<br />

262<br />

E. M. Kredel, Art. Bischof (biblisch), in: Heinrich Fries, Hrsg., Handbuch theologischer Grundbegriffe, Bd.<br />

2<br />

I, München 1973 (dtv Wissenschaftliche Reihe), 197-203.

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