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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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für die Fernerwartung. Das übersehen die konsequenten Eschatologisten. Sie richten ihren Blick<br />

einseitig auf jene Stellen, die die Naherwartung bezeugen: auf die drei genannten Stellen der<br />

Evangelien und auf die in der neutestamentlichen Briefliteratur bzw. in der Apostelgeschichte<br />

und in der Apokalypse sich findenden Stellen, und übersehen die zahlreichen anderen Stellen,<br />

die sich in keiner Weise eschatologisch im Sinne der baldigen Wiederkunft des Herrn zum<br />

Endgericht und des unmittelbar bevorstehenden Endes deuten lassen. Diese Stellen sind<br />

teilweise früher als die für die Naherwartung angeführten, teilweise später, so dass man auch<br />

nicht <strong>von</strong> einer Entwicklung der Naherwartung zur Fernerwartung sprechen kann.<br />

Wir haben bei den Synoptikern eine Reihe <strong>von</strong> Texten, in denen Jesus jegliche Vorherbestim-<br />

mung und Erkenntnis des Zeitpunktes des Endes entschieden zurückweist. Lk 17,17 heißt es<br />

zum Beispiel: “Als er aber <strong>von</strong> den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes kommen<br />

werde, antwortete er und sprach: 'Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten<br />

könnte’.”<br />

Zu erinnern ist hier auch an die häufigen Mahnungen Jesu zur Wachsamkeit, wie sie etwa in<br />

den Parabeln vom treuen Hausverwalter (Mt 24,45-51) und <strong>von</strong> den klugen und den törichten<br />

Jungfrauen (Mt 25,1-12) zum Ausdruck kommt. Mt 24,42 heißt es: “Wachet also, weil ihr nicht<br />

wisst, an welchem Tag euer Herr kommt”. Die Mahnungen Jesu zur Wachsamkeit widerlegen<br />

gleicherweise die Position der konsequenten eschatologischen Schule. Auch die Parabeln vom<br />

Hochzeitsmahl, <strong>von</strong> der Herde, vom Schafstall, vom Unkraut im Weizen und vom Senfkorn<br />

kann man hier ins Feld führen. Auch sie setzen eine länger dauernde Zeit voraus bis zur Parusie.<br />

Vor allem ist in der Auseinandersetzung mit den konsequenten Eschatologisten an Mk 13,32 zu<br />

erinnern, wo es heißt: “Über jenen Tag oder jene Stunde weiß niemand etwas, auch die Engel<br />

im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern nur der Vater”. Diese Stelle hat eine Parallele,<br />

näm-lich Mt 24,36: “Von jenem Tage und <strong>von</strong> jener Stunde weiß niemand, nicht einmal die<br />

Engel des Himmels, außer der Vater allein”. Gegenüber der Markusstelle, die schroffer ist, wird<br />

hier gleich-sam eine Glättung vorgenommen. Das ist aufschlussreich.<br />

Die Stelle Mk 13,32 hat eine besondere Bedeutung angesichts der Tatsache, dass ihre Echtheit<br />

nicht bestritten werden kann. Der Grund dafür liegt in der inneren Struktur dieser Stelle und in

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