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demonstratio catholica traktat iii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Sie hätten also bewussten Betrug verübt. Diese Behauptung hat sich im Matthäusevangelium<br />

niedergeschlagen (Mt 27, 62 - 66). Die Betrugstheorie, also die Behauptung, die Jünger hätten<br />

den Leichnam gestohlen, erledigt sich schon deshalb, weil ein solches Vorgehen in schreiendem<br />

Wi-derspruch zum Charakterbild Jesu und seiner Jünger sowie der ganzen Urkirche stünde. Die<br />

im Glauben erschütterten Jünger hätten nicht einmal den Mut aufgebracht zu einer solchen Tat.<br />

Wenn diese Behauptung bereits in den österlichen Tagen <strong>von</strong> den Juden aufgestellt wurde, so<br />

ist das übrigens ein Zeichen dafür, dass das Grab Jesu wirklich leer gewesen ist und dass diese<br />

Tat-sache die Gegner offenbar in peinliche Verlegenheit versetzt hatte. Möglicherweise erklärt<br />

sich auch <strong>von</strong> daher der merkwürdige Umstand, dass der Hohe Rat gegenüber den Jesus-<br />

Jüngern bzw. gegenüber dem ihn so kompromittierenden Auftreten der Urzeugen nicht durch-<br />

griff.<br />

Die Betrugstheorie wurde im Rationalismus der Aufklärung <strong>von</strong> Reimarus (1694-1768) wieder<br />

aufgegriffen. Er hat als erster den Versuch gemacht, Jesus mit den Augen des “reinen” Histori-<br />

kers zu sehen - mit ihm hat die sogenannte Leben-Jesu-Forschung ihren Anfang genommen - ,<br />

zur Begründung seiner These hat er eine Reihe <strong>von</strong> “Widersprüchen” in den Auferstehungs-<br />

texten zusammengestellt. Diese Zusammenstellung findet sich in der <strong>von</strong> Gotthold Ephraim<br />

Lessing (+ 1781) im Jahre 1778 aus dem Nachlass des Reimarus herausgegebenen Schrift “Von<br />

dem Zwecke Jesu und seiner Jünger”. Eine solche Zusammenstellung verkennt natürlich das<br />

literarische Genus der Osterzeugnisse. Divergenzen sind ohne Zweifel vorhanden, aber sie sind<br />

auszugleichen, wenn man sie als literarisches Stilmittel versteht oder auf die verschiedenen<br />

theologischen Intentionen der Evangelisten zurückführt. Zudem erhöhen gerade sie die Zu-<br />

verlässigkeit des für die Auferstehung abgelegten Zeugnisses, sofern eine spätere Schöpfung,<br />

eine Fiktion, anders vorgegan-gen wäre und sich mehr um einen inneren Zusammenhang<br />

bemüht hätte, wie ich bereits betonte. Gerade die Verschiedenheiten spiegeln originale und<br />

13<br />

unabhängige Traditionen wider, die so, wie sie waren, auf uns gekommen sind .<br />

Andere Theologen der Aufklärungszeit vertraten die Auffassung, Jesus sei nur scheintot<br />

gewesen, so vor allem Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (1761-1851). Er meint, der Lanzen-<br />

13 2<br />

René Marlé, Bultmann und die Interpretation des Neuen Testamentes, Paderborn 1967, 32.

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