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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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von Sandel und Kagan vorgenommen worden 325 . Sie ist bei Sandel im Kontext mit<br />

dessen kommunitaristis<strong>ch</strong>er Theorie zu sehen 326 und entspri<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Abgrenzung<br />

zwis<strong>ch</strong>en <strong>Theorien</strong> <strong>der</strong> aristotelis<strong>ch</strong>en Grundposition auf <strong>der</strong> einen und sol<strong>ch</strong>en <strong>der</strong><br />

hobbesianis<strong>ch</strong>en und kantis<strong>ch</strong>en Grundposition auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite. In <strong>der</strong> spezifis<strong>ch</strong><br />

kommunitaristis<strong>ch</strong>en Zuspitzung geht es bei Sandel vor allem um eine Kritik an<br />

dem liberalen Verständnis <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>en losgelöst von ihrer Konzeption des Guten<br />

327 . Au<strong>ch</strong> gegenüber <strong>der</strong> Einteilung von Sandel gilt <strong>der</strong> Indifferenzeinwand, weil<br />

zu den <strong>Theorien</strong>, die er unter <strong>der</strong> Bezei<strong>ch</strong>nung 'deontologis<strong>ch</strong>er Liberalismus' zusammenfaßt,<br />

so unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Ansätze gehören wie die von Hobbes, Kant und<br />

Rawls 328 . Entspre<strong>ch</strong>ende Bedenken sind gegenüber Kagans Klassifizierung begründet:<br />

zwar wird sehr treffend <strong>ch</strong>arakterisiert, daß teleologis<strong>ch</strong>e <strong>Theorien</strong> (positiv) das<br />

Gute erstreben, während deontologis<strong>ch</strong>e <strong>Theorien</strong> (nur) das S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te verbieten 329 ,<br />

do<strong>ch</strong> finden si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei Kagan in undifferenzierter Weise die Vertrags-, Beoba<strong>ch</strong>terund<br />

Universalitätstheorien unter einer 'deontologis<strong>ch</strong>en Grundlegung' vereint 330 .<br />

e) Ergebnisse<br />

In dieser Analyse konnten ni<strong>ch</strong>t alle denkbaren Klassifizierungen untersu<strong>ch</strong>t werden<br />

331 . Für die dargestellten gilt indes, daß sie für eine aussagekräftige Analyse und<br />

Kritik an <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorien weniger geeignet sind als die hier verfolgte Klassifizierung<br />

na<strong>ch</strong> Grundpositionen <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en Philosophie. Gegenüber den meisten<br />

Ansätze ist <strong>der</strong> Indifferenzeinwand zu erheben, weil <strong>Theorien</strong> mit grundlegenden<br />

Unters<strong>ch</strong>ieden in einer Klasse zusammengefaßt werden. Dieser Einwand gilt vor allem<br />

gegenüber <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Sozialvertragstheorien, <strong>der</strong> so unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e <strong>Theorien</strong><br />

zugehören, daß die Klasse fast das gesamte Spektrum <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>e Philosophie<br />

umfaßt.<br />

III. Zum Gegenstand <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorien<br />

Daß die hier interessierenden <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorien politis<strong>ch</strong>e <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> zum<br />

Gegenstand haben, wurde bereits erläutert (S<strong>ch</strong>werpunktthese) 332 . Do<strong>ch</strong> die Inhalte,<br />

325 M. Sandel, Liberalism and the Limits of Justice (1982), S. 54, 175 ff. (177); S. Kagan, Normative<br />

Ethics (1998), S. 25 ff., 70 ff., 189 ff., 240 ff.<br />

326 Dazu unten S. 159 ff. (epistemologis<strong>ch</strong>er Kommunitarismus).<br />

327 M. Sandel, Liberalism and the Limits of Justice (1982), S. 175: »Only in a universe empty of telos ...<br />

is it possible to conceive a subject apart from and prior to its purposes and ends. ... In this the<br />

depth of opposition between deontological liberlalism and teleological world views most fully<br />

appears.« (Hervorhebung bei Sandel).<br />

328 M. Sandel, Liberalism and the Limits of Justice (1982), S. 175 f.<br />

329 Vgl. S. Kagan, Normative Ethics (1998), S. 25 ff., 70 ff.<br />

330 S. Kagan, Normative Ethics (1998), S. 240 ff. – 'Deontological Foundations'.<br />

331 Unerörtert blieb beispielsweise die (ni<strong>ch</strong>t ganz übers<strong>ch</strong>neidungsfreie) Differenzierung bei J. Nida-<br />

Rümelin, Theoretis<strong>ch</strong>e und angewandte Ethik (1996), S. 7 ff. na<strong>ch</strong> den 'Paradigmen' des Utilitarismus,<br />

Kontraktualismus, Libertarismus, <strong>der</strong> Tugendethik und kantis<strong>ch</strong>en Ethik. W. Reese-S<strong>ch</strong>äfer,<br />

Grenzgötter <strong>der</strong> Moral (1997), S. 59 ff. unters<strong>ch</strong>eidet zwis<strong>ch</strong>en Diskurs- und Moraltheorien,<br />

Kommunitarismus sowie 'Differenzierungstheorien'.<br />

332 Dazu oben S. 78 (politis<strong>ch</strong>e <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> und die S<strong>ch</strong>werpunktthese).<br />

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