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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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e<strong>ch</strong>tigkeit in eine Regel kleiden, so gilt, daß je<strong>der</strong> Einzelne in seinem Handeln na<strong>ch</strong><br />

dem Erfor<strong>der</strong>nis minimax relativer Konzession (minimax relative concession) bes<strong>ch</strong>ränkt<br />

ist 306 . Diese Regel bezieht si<strong>ch</strong> auf das Verhandlungsmodell, bei dem die<br />

Parteien – an<strong>der</strong>s als bei Harsanyi 307 – von jeweils einer einzigen anfängli<strong>ch</strong>en Maximalfor<strong>der</strong>ungen<br />

ausgehen und dann dur<strong>ch</strong> forts<strong>ch</strong>reitende we<strong>ch</strong>selseitige Zugeständnisse<br />

zu einem Einigungspunkt gelangen 308 . Minimax relative Konzession ist in<br />

<strong>der</strong> Welt rational mögli<strong>ch</strong>er Ents<strong>ch</strong>eidungen (outcome-space 309 ) dasjenige Zugeständnis,<br />

das beide Seiten innerhalb einer maximierten Zugeständnisbereits<strong>ch</strong>aft (willingness<br />

to concede, maximum concession) mindestens gewähren müssen (minimax 310 ), weil<br />

es angesi<strong>ch</strong>ts seines Gewi<strong>ch</strong>ts im Verhältnis zum anteiligen Kooperationsgewinn (relative<br />

magnitude of a concession 311 ) no<strong>ch</strong> von rationalen Personen erwartet werden<br />

darf 312 . Die minimax relative Konzession stellt umgekehrt glei<strong>ch</strong>zeitig einen maximin<br />

relativen Gewinn (maximin relative benefit) dar, glei<strong>ch</strong>sam als positives Gegenstück<br />

<strong>der</strong> negativ formulierten Selbstbes<strong>ch</strong>ränkung 313 . Diese – no<strong>ch</strong> am Beispiel zu<br />

erläuternde – Verteilungsregel <strong>der</strong> rationalen Ents<strong>ch</strong>eidung führt zu einem spezifis<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>sbegriff <strong>der</strong> Theorie Gauthiers:<br />

305 D. Gauthier, Morals by Agreement (1986), S. 232: »We do claim that justice, the disposition not to<br />

take advantage of one's fellows, is the virtue appropriate to co-operation, voluntarily accepted by<br />

equally rational persons. Morals arise in and from the rational agreement of equals.«<br />

306 D. Gauthier, Morals by Agreement (1986), S. 223-227 (223): »[E]a<strong>ch</strong> is constrained by the requirement<br />

of minimax relative concession, within co-operative institutions and practices.«<br />

307 Zum materiellen Unters<strong>ch</strong>ied dieser Zugeständnisannäherung, die mit je einer einzigen Maximalfor<strong>der</strong>ung<br />

beginnt, von dem Modell Harsanyis, das mit einer Serie von immer neuen For<strong>der</strong>ungen<br />

und Zugeständnissen arbeitet, siehe ausführli<strong>ch</strong> D. Gauthier, Morals by Agreement (1986), S. 146<br />

ff. (149 f.).<br />

308 D. Gauthier, Morals by Agreement (1986), S. 133.<br />

309 Bes<strong>ch</strong>ränkungen <strong>der</strong> Ents<strong>ch</strong>eidungswelt kommen beispielsweise dadur<strong>ch</strong> zustande, daß niemand<br />

rational erwarten kann, am alleinigen kooperativen Gewinn an<strong>der</strong>er teilzuhaben o<strong>der</strong> mehr zu<br />

bekommen, als insgesamt dur<strong>ch</strong> Kooperation erzielt wird; D. Gauthier, Morals by Agreement<br />

(1986), S. 133 f.<br />

310 Das Minimaxprinzip besagt minimum-maximum (minimum maximorum), d.h. Minimierung innerhalb<br />

einer Maximierung (das Kleinste unter den Großen); das Maximinprinzip besagt maximum-minimum<br />

(maximum minimorum), o<strong>der</strong>: Maximierung innerhalb einer Minimierung (das<br />

Größte unter den Kleinen). Vgl. dazu J. Rawls, Theory of Justice (1971), § 26, S. 154; D. Gauthier,<br />

Morals by Agreement (1986), S. 155.<br />

311 Gauthier arbeitet mit relativen Gewi<strong>ch</strong>ten <strong>der</strong> Zugeständnisse, weil sie sonst inkommensurabel wären.<br />

Solange si<strong>ch</strong> das Gewi<strong>ch</strong>t eines Zugeständnisses als Verhältnis seiner absoluten Größe zur<br />

absoluten Größe des Kooperationsanteils ausdrückt, also als Wert zwis<strong>ch</strong>en 0 (kein Zugeständnis)<br />

und 1 (volles Zugeständnis: Verzi<strong>ch</strong>t auf den gesamten Kooperationsgewinn), sind die Zugeständnisse<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Personen verglei<strong>ch</strong>bar. Dazu D. Gauthier, Morals by Agreement<br />

(1986), S. 142 und insbeson<strong>der</strong>e S. 136: »Relative concession is independent of the <strong>ch</strong>oice of utility<br />

scale. Ea<strong>ch</strong> person's relative concessions are fixed no matter how we <strong>ch</strong>oose to measure his utilities.<br />

[N]o concession is always 0, ... full concession is always 1. ... Thus we have a measure of relative<br />

concession ... without introducing any interpersonal comparison of utility«.<br />

312 Vgl. D. Gauthier, Morals by Agreement (1986), S. 139 f.: »[T]he principle of minimax relative concession<br />

is in fact a principle of minimum equal relative concessions ... it [generally] requires the<br />

smallest equal concession, measured relatively, from the bargainers.«<br />

313 D. Gauthier, Morals by Agreement (1986), S. 155.<br />

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