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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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konzentriert 34 . Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te und Demokratie werden in ein transzendentales Argument<br />

über die notwendigen Voraussetzungen von Diskursen eingebunden und<br />

stellen si<strong>ch</strong> dabei selbst als Notwendigkeit dar. Während Alexys Autonomieargument<br />

diskurstheoretis<strong>ch</strong>e Notwendigkeit im Sinne notwendiger Voraussetzungen des<br />

Diskurses zeigt, ist das an Habermas orientierte Konsensargument auf diskursive Notwendigkeit<br />

geri<strong>ch</strong>tet, indem es zeigt, daß die Glei<strong>ch</strong>heit <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te unabhängig<br />

von <strong>der</strong> Dur<strong>ch</strong>führung konkreter Diskurse ein notwendiges Ergebnis jedes<br />

Diskurses sein muß 35 . Alexys Transformationsargument markiert ebenfalls die Umsetzung<br />

moralis<strong>ch</strong>er Re<strong>ch</strong>te in positives Re<strong>ch</strong>t als notwendiges Ergebnis eines jeden<br />

Diskurses über das Erkenntnis-, das Dur<strong>ch</strong>setzungs- und das Organisationsproblem<br />

36 . Das Demokratieargument s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> verweist auf die Legitimation dur<strong>ch</strong><br />

demokratis<strong>ch</strong>e Prozeduren und zei<strong>ch</strong>net die Diskurstheorie als eine Basistheorie des<br />

demokratis<strong>ch</strong>en Verfassungsstaates aus 37 .<br />

Die Begründungsstrategie Alexys kombiniert folgli<strong>ch</strong> alle vier <strong>der</strong> oben genannten<br />

Argumentationswege, wobei im Zentrum das Autonomieargument steht, na<strong>ch</strong> dem<br />

die Anerkennung von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten (und Demokratie) bereits eine notwendige<br />

Voraussetzung für diskursive Legitimation ist (diskurstheoretis<strong>ch</strong>e Notwendigkeit).<br />

3. Die hier verfolgte Begründungsstrategie<br />

Au<strong>ch</strong> hier soll, wie bei Alexy und an<strong>der</strong>s als bei Habermas, die unmittelbare Begründung<br />

von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten und Demokratie im Zentrum stehen. Ents<strong>ch</strong>eidungstheoretis<strong>ch</strong>e<br />

Überlegungen zeigen ergänzend, warum die Institutionalisierung sol<strong>ch</strong>er<br />

Re<strong>ch</strong>te als positives Gesetz nötig ist. Die Theorie wird vervollständigt dur<strong>ch</strong><br />

Aussagen darüber, wie eine mittelbare Begründung von <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>snormen zur<br />

Konkretisierung <strong>der</strong> Grund- und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te sowie des ri<strong>ch</strong>tigen (d.h. gere<strong>ch</strong>ten)<br />

Re<strong>ch</strong>ts insgesamt beitragen kann.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> unmittelbaren Begründung von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten und Demokratie<br />

ist, wie das Ergebnis des vierten Teils gezeigt hat, bei <strong>der</strong> Annahme diskurstheo-<br />

34 R. Alexy, Diskurstheorie und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1995), S. 147. Die Verbindung <strong>der</strong> unmittelbaren<br />

Begründung mit einer mittelbaren, die im tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Gebrau<strong>ch</strong> <strong>der</strong> öffentli<strong>ch</strong>en Autonomie<br />

mögli<strong>ch</strong> wird, deutet Alexy auf S. 155 an: dur<strong>ch</strong> den öffentli<strong>ch</strong>en Gebrau<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Autonomie könne<br />

»die unmittelbare diskurstheoretis<strong>ch</strong>e Begründung <strong>der</strong> Grund- und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te systematis<strong>ch</strong><br />

mit <strong>der</strong> mittelbaren verbunden werden. Erst diese Verknüpfung führt zu einem voll entwickelten<br />

System <strong>der</strong> Grundre<strong>ch</strong>te.«<br />

35 Vgl. R. Alexy, Diskurstheorie und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1995), S. 157 ff.: In einigen elementaren Fällen<br />

lasse si<strong>ch</strong> (ausnahmsweise) mit Si<strong>ch</strong>erheit sagen, was diskursiv notwendige Ergebnisse eines idealen<br />

Diskurses wären. Dem glei<strong>ch</strong>heitsfeindli<strong>ch</strong>en Rassisten stünden keine überprüfbaren Argumente<br />

zur Verfügung. Gegenüber einer Elite sei die freiwillige Re<strong>ch</strong>tsaufgabe wegen empiris<strong>ch</strong><br />

belegter Gefahren des Ma<strong>ch</strong>tmißbrau<strong>ch</strong>s unrealistis<strong>ch</strong>. Zusätzli<strong>ch</strong> wird bei Alexy die Glei<strong>ch</strong>heit<br />

au<strong>ch</strong> auf das Autonomieargument gestützt; ebd., S. 161 f.<br />

36 Vgl. R. Alexy, Diskurstheorie und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1995), S. 144 ff. (145) – Wenn Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

garantiert sein sollen, dann folgt daraus, daß sie in die Form des positiven Re<strong>ch</strong>ts transformiert<br />

werden müssen.<br />

37 Dazu oben S. 247, Fn. 608.<br />

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