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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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IV. Zur <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> unter den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern<br />

Die <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> unter den Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern ist das spezifis<strong>ch</strong>e Anliegen des Feminismus.<br />

Dabei gehen die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en feministis<strong>ch</strong>en Ri<strong>ch</strong>tungen (Liberalfeminismus,<br />

Relationalfeminismus, Radikalfeminismus u.v.m.) von vers<strong>ch</strong>iedenen Diskriminierungsthesen<br />

aus 263 . Diese lassen si<strong>ch</strong> sowohl <strong>der</strong> unmittelbaren wie <strong>der</strong><br />

mittelbaren Begründung von <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>snormen zuordnen und in eine Diskurstheorie<br />

<strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> einbinden 264 . In <strong>der</strong> unmittelbaren Begründung geht es<br />

dabei um die Konkretisierung des Grundre<strong>ch</strong>ts auf Glei<strong>ch</strong>heit. Insoweit genügt die<br />

Klarstellung, daß das Glei<strong>ch</strong>heitsgebot au<strong>ch</strong> und vor allem eine Glei<strong>ch</strong>heit unter den<br />

Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern eins<strong>ch</strong>ließen muß.<br />

S<strong>ch</strong>wieriger stellt si<strong>ch</strong> das feministis<strong>ch</strong>e Anliegen bei <strong>der</strong> mittelbaren Begründung<br />

von <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>snormen dar. Hier können, je na<strong>ch</strong>dem, wel<strong>ch</strong>e Diskriminierungsthese<br />

im realen Diskurs berücksi<strong>ch</strong>tigt werden soll, zusätzli<strong>ch</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Verfahren begründet werden. Es ist ni<strong>ch</strong>t ausges<strong>ch</strong>lossen, daß selbst Quotenregelungen<br />

diskurstheoretis<strong>ch</strong> begründet werden könnten, wenn sie allein eine den Umständen<br />

na<strong>ch</strong> angemessene Annäherung an die Diskursideale <strong>der</strong> unbegrenzten<br />

Teilnehmers<strong>ch</strong>aft und vollkommenen Zwangsfreiheit zu si<strong>ch</strong>ern vermögen. Dabei<br />

kann es ges<strong>ch</strong>ehen, daß unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e feministis<strong>ch</strong>e <strong>Theorien</strong> zu diskurstheoretis<strong>ch</strong>en<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen mit ganz vers<strong>ch</strong>iedener Stoßri<strong>ch</strong>tung führen, etwa <strong>der</strong> Liberalfeminismus<br />

im Sinne einer verstärkten Teilnehmers<strong>ch</strong>aft, <strong>der</strong> Radikalfeminismus mit<br />

dem Ziel größerer Zwangsfreiheit und <strong>der</strong> Relationalfeminismus gemäß dem Anliegen<br />

größtmögli<strong>ch</strong>er Vorurteilsfreiheit 265 .<br />

263 Dazu H. Pauer-Stu<strong>der</strong>, Ethik und Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terdifferenz (1996), S. 87 ff.; vgl. S. Emmenegger, Feministis<strong>ch</strong>e<br />

Kritik des Vertragsre<strong>ch</strong>ts (1999), S. 5 ff. – Entwicklungslinien <strong>der</strong> feministis<strong>ch</strong>en Jurisprudenz.<br />

264 Zu einem Versu<strong>ch</strong>, in kritis<strong>ch</strong>er Distanz zu Habermas dessen Diskurstheorie in Ri<strong>ch</strong>tung auf einen<br />

interaktiven, relationalen Universalismus weiterzuentwickeln, vgl. S. Benhabib, Der verallgemeinerte<br />

und <strong>der</strong> konkrete An<strong>der</strong>e (1989), S. 454 ff. Hierzu und zu an<strong>der</strong>en »Ans<strong>ch</strong>lußmögli<strong>ch</strong>keiten«<br />

des Feminismus an diskurstheoretis<strong>ch</strong>e Ansätze S. Lang, Feministis<strong>ch</strong>e (Diskurs-)Ethik?<br />

(1990), S. 80 ff.<br />

265 Vgl. S. Emmenegger, Feministis<strong>ch</strong>e Kritik des Vertragsre<strong>ch</strong>ts (1999), S. 27 ff. – unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Re<strong>ch</strong>tskritik einzelner feministis<strong>ch</strong>er Ansätze.<br />

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