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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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giert in normativen <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorien in vers<strong>ch</strong>iedenen Formen, <strong>der</strong>en genaue<br />

Unters<strong>ch</strong>eidung für die Untersu<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Theorien</strong> wi<strong>ch</strong>tig ist. Na<strong>ch</strong> einer allgemeinen<br />

Definition <strong>der</strong> prozeduralen <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> (I) und des eng mit ihr verbundenen<br />

Fairneßbegriffs (II) sind darum vorerst die vier Ers<strong>ch</strong>einungsformen (III) und ihre<br />

Funktion in <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>stheorien zu klären (IV), bevor auf diesem Fundament<br />

über Begriff und Klassifizierung von prozeduralen <strong>Theorien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> gespro<strong>ch</strong>en<br />

werden kann.<br />

I. Eine Definition <strong>der</strong> prozeduralen <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> (D M D 3 )<br />

Eine alle Einzelformen umfassende Definition des Begriffs <strong>der</strong> prozeduralen <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong><br />

kann in Abgrenzung zum Begriff <strong>der</strong> materialen (substantiellen) <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong><br />

vorgenommen werden:<br />

D M :<br />

D 3 :<br />

Materiale (substantielle) <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> ist die <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong><br />

eines Ergebnisses (Ergebnisgere<strong>ch</strong>tigkeit). 372<br />

<strong>Prozedurale</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> ist diejenige För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Ergebnisgere<strong>ch</strong>tigkeit, die dur<strong>ch</strong> Verfahren errei<strong>ch</strong>t wird<br />

(Verfahrensgere<strong>ch</strong>tigkeit). 373<br />

Die Definition ist mit dem Kriterium <strong>der</strong> 'För<strong>der</strong>ung' bewußt s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong> gewählt, damit<br />

alle Formen <strong>der</strong> Verfahrensgere<strong>ch</strong>tigkeit mit ihren gemeinsamen Elementen erfaßt<br />

werden. Vor einer Erörterung dieser Formen ist darauf hinzuweisen, daß es neben<br />

einer objektiven au<strong>ch</strong> eine subjektive prozedurale <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> gibt, die vor allem<br />

in Studien <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tssoziologie und Sozialpsy<strong>ch</strong>ologie untersu<strong>ch</strong>t wird 374 . Während<br />

die Qualifikation als 'objektiv' die Eignung einer Prozedur bezei<strong>ch</strong>net, normatistice<br />

are general rules of procedure designed to prevent certain sorts of injustice, particularly in<br />

individual cases. They have been formulated with legal adjudications in view rather than any<br />

other sort of political dispute, but they should not be restricted to disputes that are decided by the<br />

courts of law. The rules of Natural Justice require that no man shall be judge in his own cause;<br />

that the judge shall hear both sides of the case; that the judge shall give full consi<strong>der</strong>ation to the<br />

case; that the judge shall exclude all irrelevant consi<strong>der</strong>ations from his mind while rea<strong>ch</strong>ing a decision;<br />

that like cases shall be decided alike; that cases once settled shall not be reopened, though,<br />

according to some authorities, there should be some right of appeal; that not only shall justice be<br />

done but that it shall be seen to be done; that the judgement shall include not only the bare decision,<br />

but the reasons whi<strong>ch</strong> led to it.« Zum anglo-amerikanis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>gebrau<strong>ch</strong> vgl. H.L.A. Hart,<br />

Concept of Law (1961), S. 156: »[T]he procedural standards su<strong>ch</strong> as 'audi alteram partem' 'let no one<br />

be a judge in his own cause' are thought of as requirements of justice, and in England and America<br />

are often referred to as principles of Natural Justice.« (Hervorhebung bei Hart).<br />

372 Die englis<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>ige Literatur benutzt die Termini 'material justice' und 'substantive justice'.<br />

373 Die englis<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>ige Literatur benutzt statt 'proedural justice' gelegentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong> 'fairness',<br />

wobei allerdings hier 'fairness at large' gemeint ist, ni<strong>ch</strong>t hingegen bloße Regeleinhaltung ('procedural<br />

fairness'). Dazu unten S. 121 (Begriff <strong>der</strong> Fairneß).<br />

374 K.F. Röhl, Procedural Justice (1997), S. 3 ff.; H.W. Bierhoff, Sozialpsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e <strong>Theorien</strong> <strong>der</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong><br />

(1996), S. 1 ff.<br />

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