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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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sol<strong>ch</strong>e Position ist beispielsweise in <strong>der</strong> nonkognitivistis<strong>ch</strong>en Ethik na<strong>ch</strong>weisbar 203 .<br />

Vereinfa<strong>ch</strong>t läßt si<strong>ch</strong> festhalten: Die nietzs<strong>ch</strong>eanis<strong>ch</strong>e Perspektive ist diejenige <strong>der</strong><br />

<strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>sskepsis.<br />

b) Die aristotelis<strong>ch</strong>e Grundposition<br />

Die ni<strong>ch</strong>t-nietzs<strong>ch</strong>eanis<strong>ch</strong>en <strong>Theorien</strong> halten praktis<strong>ch</strong>e Vernunft für mögli<strong>ch</strong> und<br />

<strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> für positiv begründbar. Unter ihnen begründen die <strong>Theorien</strong> <strong>der</strong> aristotelis<strong>ch</strong>en<br />

Tradition die Ri<strong>ch</strong>tigkeit eines Handelns damit, daß es (extrinsis<strong>ch</strong>) gut<br />

für etwas ist (Konzeption des Guten) 204 , während die übrigen <strong>Theorien</strong> dana<strong>ch</strong> fragen,<br />

ob das Handeln (intrinsis<strong>ch</strong>) um seiner selbst willen ri<strong>ch</strong>tig ist (Konzeption des Ri<strong>ch</strong>tigen).<br />

Die aristotelis<strong>ch</strong>en <strong>Theorien</strong> zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> also dadur<strong>ch</strong> aus, daß sie eine inhaltli<strong>ch</strong>e<br />

Zielvorstellung davon haben, was im Ergebnis gut ist. Die aristotelis<strong>ch</strong>e<br />

Perspektive ist diejenige <strong>der</strong> Tugendhaftigkeit.<br />

c) Die hobbesianis<strong>ch</strong>e Grundposition<br />

Den ni<strong>ch</strong>t-aristotelis<strong>ch</strong>en <strong>Theorien</strong> fehlt eine vorgefaßte Konzeption des Guten. Bei<br />

ihnen ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> dana<strong>ch</strong>, ob das Handeln selbst ri<strong>ch</strong>tig ist. Eine Handlungsweise<br />

kann also unter Umständen fals<strong>ch</strong> sein, obwohl sie ein gutes Ergebnis<br />

bewirkt 205 . Unter sol<strong>ch</strong>en <strong>Theorien</strong> kennzei<strong>ch</strong>net diejenigen <strong>der</strong> hobbesianis<strong>ch</strong>en<br />

Grundposition, daß sie die Ri<strong>ch</strong>tigkeit des Handelns rationalistis<strong>ch</strong> dana<strong>ch</strong> beurteilen,<br />

ob es für den einzelnen vorteilhaft ist 206 . Die hobbesianis<strong>ch</strong>e Perspektive ist diejenige<br />

des egoistis<strong>ch</strong>en Nutzenmaximierers.<br />

d) Die kantis<strong>ch</strong>e Grundposition<br />

Übrig bleiben diejenigen <strong>Theorien</strong>, die ni<strong>ch</strong>t allein dana<strong>ch</strong> fragen, was für den einzelnen<br />

vorteilhaft ist. Sie können, in einem weiten Verständnis, als <strong>Theorien</strong> <strong>der</strong> kantis<strong>ch</strong>en<br />

Grundposition bezei<strong>ch</strong>net werden, weil sie dana<strong>ch</strong> fragen, was (universell)<br />

203 Hierzu R. Alexy, Eine diskurstheoretis<strong>ch</strong>e Konzeption <strong>der</strong> praktis<strong>ch</strong>en Vernunft (1993), S. 11 mit<br />

Na<strong>ch</strong>weisen zum Emotivismus.<br />

204 Vgl. Aristoteles, Nikoma<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Ethik, I 1 (1094a 1-3), übers. v. O. Gigon: »Jede Kunst und jede<br />

Lehre, ebenso jede Handlung und je<strong>der</strong> Ents<strong>ch</strong>luß s<strong>ch</strong>eint irgendein Gut zu erstreben. Darum hat<br />

man mit Re<strong>ch</strong>t das Gute als dasjenige bezei<strong>ch</strong>net, wona<strong>ch</strong> alles strebt.« Vgl. dazu ebd., übers. v.<br />

F. Dirlmeier: »Jedes praktis<strong>ch</strong>e Können und jede wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ung, ebenso alles<br />

Handeln und Wählen strebt na<strong>ch</strong> einem Gut, wie allgemein angenommen wird. Daher die ri<strong>ch</strong>tige<br />

Bestimmung von 'Gut' als 'das Ziel, zu dem alles strebt'.« Dazu unten S. 152 (Charakteristika<br />

<strong>der</strong> aristotelis<strong>ch</strong>en Grundposition).<br />

205 S. S<strong>ch</strong>effler, Rejection of Consequentialism (1994), S. 2.<br />

206 Vgl. T. Hobbes, Leviathan (1651), Kapitel 17: »The finall Cause, End, or Designe of men, (who naturally<br />

love Liberty, and Dominion over others,) in the introduction of that restraint upon themselves,<br />

(in whi<strong>ch</strong> wee see them live in Common-wealths,) is the foresight of their own pre<strong>servat</strong>ion,<br />

and of a more contented life thereby«. Dazu unten S. 167 (Charakteristika <strong>der</strong> hobbesianis<strong>ch</strong>en<br />

Grundposition).<br />

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