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Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit - servat.unibe.ch

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ihm werden außer moralis<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong> ethis<strong>ch</strong>e und pragmatis<strong>ch</strong>e Fragen und Gründe<br />

miteinan<strong>der</strong> verbunden 28 .<br />

III. Zu kombinativen Begründungsstrategien<br />

Die Argumentationswege können einzeln verfolgt o<strong>der</strong> zu einer kombinativen Begründungsstrategie<br />

verbunden werden. Die hier verfolgte Begründungsstrategie<br />

kann am besten als ein Mittelweg zwis<strong>ch</strong>en Habermas und Alexy <strong>ch</strong>arakterisiert werden:<br />

Im Verglei<strong>ch</strong> zu Habermas soll die Begründungsbrücke zwis<strong>ch</strong>en Diskursideal<br />

und realen Re<strong>ch</strong>ten verstärkt, im Verglei<strong>ch</strong> zu Alexy hingegen soll sie abges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t<br />

werden.<br />

1. Die Begründungsstrategie bei J. Habermas<br />

Habermas begründet die ersten drei <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>sprinzipien (Handlungsfreiheiten,<br />

Mitglieds<strong>ch</strong>aft, Re<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>utz), die er als Klassen von Grundre<strong>ch</strong>ten bezei<strong>ch</strong>net 29 ,<br />

mit <strong>der</strong> Aussage: »Diese drei Kategorien ergeben si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on aus <strong>der</strong> Anwendung des<br />

Diskursprinzips auf das Re<strong>ch</strong>tsmedium als sol<strong>ch</strong>es« 30 . Ob damit eine Begründung<br />

als notwendiges Ergebnis o<strong>der</strong> als notwendige Voraussetzung jedes Diskurses über die<br />

Etablierung von Re<strong>ch</strong>ten gemeint ist, bleibt offen 31 . Eindeutig ist hingegen in Habermas<br />

Begründungsstrategie, daß die einzelnen Grundre<strong>ch</strong>te zur Konkretisierung <strong>der</strong><br />

Grundre<strong>ch</strong>tskategorien dur<strong>ch</strong> einen Gebrau<strong>ch</strong> <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en Autonomie hervorgebra<strong>ch</strong>t<br />

werden. Die diskurstheoretis<strong>ch</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen an die gesetzli<strong>ch</strong>e Autorens<strong>ch</strong>aft<br />

bilden die mittelbare Begründung <strong>der</strong> einzelnen Grund- und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te.<br />

Au<strong>ch</strong> beim Begriff <strong>der</strong> deliberativen Politik setzt Habermas darauf, die »Bedingungen<br />

einer legitimationswirksamen Genese des Re<strong>ch</strong>ts« aufzuzeigen 32 , also Bedingungen,<br />

unter denen die <strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong> dur<strong>ch</strong> reale Diskurse begründet wird. Vorbehaltli<strong>ch</strong><br />

interpretatoris<strong>ch</strong>er Ungenauigkeiten wird man wohl sagen können, die Begründungsstrategie<br />

bei Habermas kombiniert den zweiten und dritten <strong>der</strong> oben genannten<br />

Argumentationswege: unmittelbar begründete diskursive Notwendigkeit<br />

für die Grundre<strong>ch</strong>tskategorien, mittelbar begründete diskursive Notwendigkeit o<strong>der</strong><br />

Mögli<strong>ch</strong>keit für die konkreten Grundre<strong>ch</strong>te und sonstigen Re<strong>ch</strong>te.<br />

2. Die Begründungsstrategie bei R. Alexy<br />

Im Gegensatz zu Habermas verfolgt Alexy eine Begründungsstrategie, die ents<strong>ch</strong>eidungstheoretis<strong>ch</strong>e<br />

Elemente eins<strong>ch</strong>ließt 33 , si<strong>ch</strong> aber auf die unmittelbare Begründung<br />

28 R. Alexy, Jürgen Habermas' Theorie des juristis<strong>ch</strong>en Diskurses (1995), S. 173.<br />

29 Dazu oben S. 241 ff. (<strong>Gere<strong>ch</strong>tigkeit</strong>sprinzipien in Re<strong>ch</strong>tsform).<br />

30 J. Habermas, Faktizität und Geltung (1992), S. 156.<br />

31 Zu mögli<strong>ch</strong>en Interpretationen siehe oben S. 295 (Übertragbarkeit des Diskursprinzips auf das<br />

Re<strong>ch</strong>t).<br />

32 J. Habermas, Faktizität und Geltung (1992), S. 349 ff. (349); zur Grundlegung ebd., S. 160 f.<br />

33 R. Alexy, Diskurstheorie und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te (1995), S. 132 f., 142 ff., 151 ff. Dazu oben S. 247 ff.<br />

(analytis<strong>ch</strong>er Liberalismus).<br />

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